Diäten – braucht man(n) die überhaupt?

Anti-Diät-Tag

Es ist schon eine geraume Weile her. Wir reden hier von Zeiten, in denen es noch keinen VW-Abgasskandal gab, keine Downsizing-Motoren und keine Glasfaserkabel. Unsere Vorfahren streiften durch die Wälder und es gab im Prinzip nur eine einzige Diät bzw. Ernährungsstrategie. Sie lautete schlicht und ergreifend „essen!“

Sie muss sich eine ganze Weile sehr gut bewährt haben - denn sonst hätten wir es nicht bis in die heutige Zeit, ins 21. Jahrhundert geschafft. Dennoch hat sich in Bezug auf unsere Ernährungsstrategien einiges geändert.

Diäten, Diäten überall!

Wenn Sie heute das Wort Diät bei einer bekannten Suchmaschine im Internet eingeben, „ernten“ Sie etwa 15.000.000 bis 20.000.000 Ergebnisse. 15.000.000 bis 20.000.000! Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Selbst ich muss zugeben, dass ich mittlerweile die Übersicht über die angebotenen Diät- und Ernährungsformen verloren habe - so unübersichtlich ist der „Markt“ diesbezüglich geworden.

Es hat manchmal den Anschein, als ob jeder Gesundheitsexperte seine eigene Diät entwickelt. Die meisten Diäten richten sich gegen ein Problem unserer Zeit: das Übergewicht. Damit ist das Potenzial verschiedener Ernährungsformen allerdings bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Viele Diäten adressieren gezielt gesundheitliche Probleme unserer modernen Lebensweise. Vor allem Allergien, Magen-Darm-Erkrankungen und Stoffwechselkrankheiten bieten reichlich Potenzial für maßgeschneiderte Diäten.

Glutenfreie Diät, histaminarme Diät, fruchtzuckerarme Diät, Säure-Base-Diät, vegetarische und vegane Ernährungsform, Steinzeit-Diät und wie sie alle heißen: im Auge haben sie natürlich das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen. Allerdings behaupten böse Zungen, dass so manch ein Designer einer „Wunder-Diät“ mehr das Wohl seines eigenen Portemonnaies im Auge hat.

Das Problem - an welche Diät soll man sich als Laie halten?

Egal, ob man abnehmen will, zunehmen oder bestimmte Krankheitssymptome in den Griff bekommen möchte: als Laie hat man einen fassungslosen Blick auf das Angebot an verschiedenen Diäten und Ernährungsformen und ist oft noch ratloser als zuvor. Auch Therapeuten und Gesundheit-Experten stehen oft auf dem Schlauch: zwar gibt es täglich neue Erkenntnisse über den Stoffwechsel. Aber diese Erkenntnisse scheinen denen, die noch ein Jahr oder zwei zuvor Gültigkeit besaßen, zu widersprechen.

Denken Sie beispielsweise an Fruchtzucker (Fructose): noch vor zehn Jahren hieß es, dass Fruchtzucker ein sicheres Nahrungsmittel für Diabetiker sei. Heute ist das widerlegt. Es wird also nicht nur für den Laien, sondern auch für Menschen wie mich, die sich tagtäglich mit dem Thema beschäftigen, immer schwieriger und unübersichtlicher.

Wie kann ich wissen, ob eine bestimmte Diät funktioniert?

Bleiben wir einmal beim Thema „Abnehmen“. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation gehen mittlerweile davon aus, dass fast die Hälfte der Menschheit übergewichtig ist. Woher weiß ich als (übergewichtiger) Laie, ob eine für das Abnehmen konzipierte Diät wirklich bei mir funktioniert? Ich kann davon ausgehen, dass sie bei dem funktioniert hat, der sie entwickelt hat. Aber ist sie deswegen ein Allheilmittel?

Ganz sicher nicht!

In der Realität bringt eine bestimmte Ernährungsform dem Einen gute Resultate, dem Anderen überhaupt nichts. Daran ist aber weder die Diät an sich Schuld, noch der, der sie ausprobiert. Hier spielen andere Faktoren eine Rolle. In der Praxis ist es niemals sicher, ob Sie mit einer bestimmten Ernährungsform positive Resultate erzielen werden. Allerdings gibt es eine ganze Reihe von Problemen, die eine Diät aufwerfen kann.

Wieso sie gefährlich werden können für Ihre Gesundheit

Besonders Diäten, die für das Abnehmen konzipiert sind, haben Tücken. Ich habe hier einmal die wichtigsten zusammengefasst:

  • Ihre Darmflora ist auf Ihre Ernährung eingespielt. Die Ernährung mag nicht optimal sein. Dennoch versucht Ihre Darmflora aus dem, was sie bekommt, das Beste herauszuholen. Dies kann sie nicht tun, wenn Sie mit einer völlig anderen Ernährungsform konfrontiert wird.

  • Daraus ergibt sich für den Körper Stress. Dieser Stress wiederum führt zu innerer Unruhe, Unwohlsein und Magen-Darm-Symptomen. Es kann sich auch eine Unterzuckerung entwickeln (Hypoglykämie).

  • Wenn Sie sich in diesem Zustand auch noch kalorienreduziert ernähren, kommt Ihr Körper erst so richtig in Stress. Langfristig können so Krankheiten entstehen.

  • Dieser Stress kann außerdem Heißhungerattacken erzeugen. Die wiederum „zwingen“ Sie geradezu dazu, Ihre Diät vor der Zeit wieder zu beenden. Sollten Sie mit weniger Kalorien allerdings in dieser Zeit ihren Stoffwechsel gedrosselt haben, wiegen Sie bald mehr als zuvor. Dieses Phänomen ist unter dem Begriff Jo-Jo-Effekt bekannt.

  • Eine plötzliche Veränderung Ihrer Ernährungsgewohnheiten kann Ihre Darmschleimhaut schädigen oder irritieren. Dadurch kann es - unglaublich aber wahr! – zu Nährstoffmangel kommen. Und das, obwohl Sie die besten Nahrungsmittel überhaupt verzehren. Es kommt eben nicht nur darauf an, was man isst, sondern auf das, was der Körper aufnehmen kann!

  • Ganz schlimm wird es, wenn Sie an einer Erschöpfung, einer Depression oder einem Burnout-Syndrom leiden. Wenn sich dazu noch die oben genannten Fakten kombinieren, kommt ihr Körper in eine kritische Energiemangel-Situation. Dadurch können sich Erschöpfung bzw. Depression noch einmal dramatisch verstärken!

Wenn Sie wirklich etwas verändern wollen - vergessen Sie (zunächst) Diäten!

Egal ob eine Diät darin besteht, einfach weniger zu essen oder die Ernährung umzustellen. Dies ist nicht das, was Sie zuerst tun sollten! Sie bringen Ihren Organismus aus dem Rhythmus und haben am Ende entweder mehr Gewicht oder mehr Gesundheitsprobleme als zuvor.

Statt einer Diät - ein ganz simpler Rat!

Ich gebe Ihnen nur einen einzigen Ratschlag mit auf den Weg: Essen Sie länger. Geben Sie der gleichen Portion Essen mehr Minuten. Statt 10-15 Minuten zu frühstücken, frühstücken Sie 20-25 Minuten. Geben Sie sich für jede Mahlzeit einfach 10 Minuten mehr Zeit. In der Praxis führt dies dazu, dass Sie länger kauen. Tun Sie die für einige Wochen und Monate und beobachten Sie sich dabei. Mit der Zeit werden Sie folgende Veränderungen feststellen:

  • Das Energieniveau wird gleichmäßiger

  • Heißhungerattacken werden seltener

  • „Gelüste“ auf ungesunde Nahrungsmittel nehmen ab

  • Der Schlaf verbessert sich

  • Der Appetit insgesamt nimmt eventuell nach einer Weile ab

  • Sie können ohne Probleme eine Mahlzeit ausfallen lassen

  • Sie werden allmählich einen verfeinerten Geschmackssinn und Appetit auf natürliche Ernährung entwickeln

Und das ist der entscheidende Punkt: wenn sich in der Folge von gründlichem Kauen ihr Appetit umstellt, geben Sie dieser Veränderung nach. Denn dann ist sie vom Körper gewollt!

Mein Fazit

Versuchen Sie gar nicht erst, die unübersichtliche Fülle an angebotenen Diäten und Ernährungsformen verstehen zu wollen. Praktizieren Sie diese schlichte Methode: kauen Sie für einige Wochen und Monate intensiver und nehmen sich für Ihr Essen mehr Zeit. Sollte sich im Zuge dieser Umstellung Ihre Lust auf Nahrungsmittel ebenfalls verändern, geben Sie dieser Veränderung nach. Sie werden sehen, dass Sie auf diese Weise gesünder und fitter werden und auch an Gewicht verlieren.

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