Arthrose: wie lässt sie sich verhindern, und wie lindern?
Arthrose ist eine degenerative Veränderung von Gelenken. Glaubt man aktuellen Studien, betrifft sie etwas unter 20 % aller Deutschen, mehrheitlich Frauen. Mit dem Alter steigt das Risiko für eine Arthrose immer weiter an. In der Altersgruppe über 70 sind ca. 50 % aller Frauen und etwas über 30 % aller Männer von Arthrose betroffen.
Arthrose: was passiert dabei - technisch und medizinisch gesehen?
Grob gesagt, handelt es sich bei der Arthrose um eine „Abnutzung“ eines Gelenks. Allerdings ist diese Begrifflichkeit etwas missverständlich. Denn eigentlich kann sich nur etwas abnutzen, was überdurchschnittlich stark gebraucht wird. Die „Abnutzung“ von Gelenken ist aber nicht auf einen überdurchschnittlichen Gebrauch zurückzuführen, sondern auf Einseitigkeiten und Extreme. An den beiden Enden einer Skala stehen deshalb der chronische Bewegungsmuffel, der es nicht schafft, sich regelmäßig mindestens eine halbe Stunde pro Tag körperlich zu betätigen sowie der Extremsportler, der viele Jahre lang seine Gelenke hart und einseitig beansprucht.
Biomechanisch gesehen kommt es zu Einrissen und Abtragung von Gelenkknorpel. Im ersten Stadium der Erkrankung bemerkt man nichts oder nur wenig. Allenfalls extreme Bewegungen führen zu einem gewissen Schmerz, der häufig als stechend, scharf und plötzlich beschrieben wird. Schreitet die Arthrose fort, führen irgendwann bereits moderate Belastungen, vollständige Beugung und Streckung sowie Scherbewegungen zu Schmerzen. Ist die Arthrose sehr weit fortgeschritten, kann das Gelenk nicht mehr normal belastet werden. So kann es zum Beispiel sein, dass ein normales Gehen ohne Schmerzen bei Knie- und Hüftarthrose nicht mehr möglich ist.
Akut kann es durch den Knorpelverschleiß zu Entzündungen der Gelenke kommen. Dabei schwillt das betroffene Gelenk an, es kommt eventuell zum Rötung, Klopfen, Schmerz und erheblicher Bewegungseinschränkung.
Was sind die Ursachen für Arthrose?
Die Arthrose ist eine klassische Zivilisationskrankheit. Sie wird unter Umständen überhaupt erst möglich, die von der natürlichen Lebensweise abweichen. Ein langfristiger Mangel an Bewegung kann ebenso die Ursache für eine Arthrose darstellen wie extreme Bewegungen und einseitige Belastungen. Das Risiko steigt dabei mit bestimmten Faktoren:
- Übergewicht. Ein BMI von über 25 bei nur geringer Muskelmasse erhöht das Risiko für Arthrose
- Bewegungsmangel: wer lange sitzt, setzt seine großen Gelenke wie Kreuzbein, Hüfte und Knie unter einen ständigen Druck durch Belastung ohne physiologische Bewegung.
- Ernährungssünden:
- ein Übermaß an Schweinefleisch und Wurst
- zu viele Omega-6-Fettsäuren im Verhältnis zu Omega-3-Fettsäuren
- ein Übermaß an Zucker und / oder Getreide (Weißmehl)
- Enzymarme Ernährung - bereits bestehende Stoffwechselkrankheiten wie Gicht
- extreme und einseitige Belastungen: Krafttraining, Fußball etc.
Arthrose: welche Gelenke sind am häufigsten betroffen?
Am weitaus häufigsten sind die großen Gelenke des Bewegungsapparates betroffen: Hüfte und Knie. Arthrose der kleinen Gelenke ist allerdings ebenso möglich. Dabei sind Hand- und Fußgelenk, sowie die Zehengelenke und die Fingergelenke betroffen. Nicht selten kommt es bei entsprechenden Belastungen auch zur Arthrose der Schulter und eventuell des Ellenbogens. In der Naturheilkunde sagen wir erfahrungsgemäß, dass das Risiko für Arthrose der kleinen Gelenke umso mehr steigt, je mehr jemand ein Problem mit seinem Säure-Base-Haushalt hat.
Gibt es Zustände, die sich wie Arthrose anfühlen, aber keine Arthrose sind?
Nicht alles, was ich wie Arthrose angefüllt ist auch eine Arthrose. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen an Gelenken können auch folgende Erkrankungen machen:
- Gicht (Hyperurikämie)
- Pseudogicht oder „Patellarspitzensyndrom“ am Kniegelenk
- Entzündlich-rheumatische Erkrankungen und reaktive Arthritis
- Ein erhöhter Muskelgrundtonus und
- Probleme mit dem Wasserhaushalt (kleine Gelenke, Einschränkung der Bewegungsfähigkeit, vor allen Dingen morgens, bei Herz-Kreislauf-Problemen und Nierenproblemen)
Stress und innere Anspannung führen häufig zu einem erhöhten Muskeltonus. Sitzt der Betroffene dann noch häufig und viel, kann sich die Spannung etwa an den Kniegelenken oder in der Hüfte tatsächlich an fühlen wie eine Arthrose. Dieses Problem ist die harmloseste Erklärung für Gelenkschmerzen. Alle anderen Gründe für Gelenkschmerzen sind unbedingt medizinisch abzuklären!
Wie lässt sich das Risiko für Arthrose senken?
Falls Sie noch nicht von Arthrose betroffen sein sollten, aber Bedenken haben, halten Sie sich an die folgenden Maßnahmen:
„Körpergröße -100“
Versuchen Sie, ihr Gewicht langfristig in den Normalbereich zu bringen. Als grobe Formel benutzen Sie Ihre Körpergröße in Zentimetern -100. Sollten Sie beispielsweise 1,80 m groß sein, dann sollt ihr Gewicht in etwa um die 80 kg liegen. Ein bisschen ist dies auch abhängig vom Körpertyp. Muskulöse Menschen können etwas mehr wiegen. Schmächtige Personen, die zu Bauchansatz neigen, sollten bei gleicher Körpergröße eher 70-75 Kilo wiegen.
Natürliche Bewegung
Zu den natürlichen Bewegungen zählen: Gehen, Schwimmen, und - mit kleinen Abstrichen - Fahrradfahren. Wenn Sie sich in mindestens einer dieser Bewegungsformen mindestens fünfmal die Woche mindestens 1 Stunde pro Tag üben, senken Sie Ihr Risiko für Arthrose bereits deutlich ab.
Ernährung
Beim Thema Ernährung gilt die 5-Punkte-Regel: erste Regel: trinken Sie täglich reichlich Wasser, am besten 2 l oder mehr. Vermeiden Sie zuckerhaltige Getränke. Zweite Regel: Essen Sie enzymreich. Ein Teil der täglichen Kost sollte aus Salat, rohem Obst und eventuell rohem Gemüse bestehen. Dritte Regel: seien Sie zurückhaltend mit rotem Fleisch und vermeiden Sie Wurst möglichst ganz. Dieses aufgrund einer Omega-6-Fettsäure namens Arachidonsäure, welche im Übermaß entzündliche Vorgänge im Körper fördert und damit Arthrose begünstigen kann. Vierte Regel: nehmen Sie ausreichend Omega-3-Fettsäuren zu sich: aus Hanföl, Leinöl oder Fisch. Vor allen Dingen Makrelen, Sardinen und Lachs enthalten viele Omega-3-Fettsäuren. Fünfte Regel: machen Sie langfristig einen Bogen um Nahrungsmittel, die ihren Blutzuckerspiegel stark ansteigen lassen, vor allen Dingen Zucker und Weißmehl. Dies führt zu Übergewicht und versteckten Entzündungsvorgängen im Körper.
Entspannung
Entspannung ist ebenfalls ein wichtiges Element, um langfristig das Risiko für Arthrose zu verringern. Mit Entspannung ist nicht so sehr Urlaub bzw. Freizeit gemeint (obwohl dies auch eine Rolle spielt), sondern vielmehr die Senkung der Spannung in der Muskulatur. Hier gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Körperarbeit wie Yoga, Qi Gong oder Meditation senken den Muskeltonus, bestimmte Nahrungsergänzungsmittel wie rechtsdrehende Milchsäure (z.B. Rechtsregulat, Brottrunk) beschleunigen die Ausscheidung von Lactat und senken so ebenfalls die Muskelspannung.
Wie lässt sich eine bereits bestehende Arthrose natürlich lindern?
Selbstverständlich helfen alle bereits besprochenen Tipps, die das Risiko senken, auch bei einer bereits bestehenden Arthrose. Sie lindern die Symptome. Bewegung kann natürlich nur im Verhältnis zum Grad der bereits bestehenden Arthrose erfolgen. Dabei hat es sich bewährt, die Betroffenen Gelenke unterhalb der Schmerzgrenze natürlich und locker ohne Belastung zu bewegen, beispielsweise das Knie und die Hüfte locker schwingen zu lassen.
Stretching, Dehnung
Bei Dehnungsübungen - am besten im unmittelbaren Anschluss nach Bewegung - ist es wichtig, in jedem Fall unterhalb der Schmerzgrenze zu bleiben. Dadurch können bestehende Schmerzen gelindert und ein weiteres Fortschreiten der Arthrose gehemmt werden, indem der Bewegungsspielraum erhalten bleibt und damit einer Verschärfung einseitiger Belastungen vorgebeugt.
Einreibungen, Auflagen, Wickel
Kohlblattauflagen, Quarkwickel und Heilerdewickel - gerne auch über Nacht - wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend.
Wasseranwendungen, Wassergymnastik, Kneipp
Besonders (aber nicht nur) bei Übergewicht wirkt die Bewegung im Wasser schonend und schmerzlindernd. Kneipp-Anwendungen im kalten Wasser setzen den Schmerz herab und wirken entzündungshemmend.
Lokale und systemische Kälteanwendungen
Lokale Kälteanwendungen etwa mit Eis oder Kältekompresse wirken akut schmerzlindernd. Eine systemische Kälteanwendungen in der Kältekammer (Temperatur bis -120 °C) wirkt auf die Reizleitungsgeschwindigkeit der Nervenzellen, auf die Schmerzrezeptoren und auf das Immunsystem und lindert so langfristig und nachhaltig den Schmerz.
Nahrungsergänzung
Es gibt viele verschiedene Nahrungsergänzungsmittel, deren Einnahme sich bei Arthrose empfiehlt. Hier die wichtigsten:
- Omega-3-Fettsäuren (Fischöl): zur langfristigen Entzündungshemmung. Empfehlenswert sind zwischen 1,5 und 3 g pro Tag
- Tocotrienol: das ist eine aktive Form von Vitamin E, die ebenfalls entzündungshemmend und stark antioxidativ wirkt. Empfehlung: bis zu 100 mg täglich
- Enzyme: Papain und Bromelain, die Enzyme aus Ananas bzw. Papaya, wirken schmerzstillend (antiphlogistisch) und entzündungshemmend. In Kombinationspräparaten sind 0,5-1,5 g pro Tag empfehlenswert. Rutin wirkt ebenfalls antiphlogistisch, also schmerzstillend
- S-Adenosylmethionin: die Aminosäure wird ebenfalls schmerzstillend, wirkt auf die Nerventätigkeit ein, begünstigen Stoffwechsel und Entgiftung und kann sogar das Wachstum von Knorpel stimulieren (etwa 400 mg täglich)
- Afrikanischer Weihrauch (Boswellia carterii): wenn definitiv eine Entzündung mit im Spiel ist. Die empfehlenswerte Dosierung liegt zwischen 800 und 2000 mg täglich.
- Capsaicin (Chili-Pulver) mit einer stark durchblutungsfördernden und analgetischen Wirkung: reines Capsaicin mit etwa 1 mg pro Tag, entsprechend etwas weniger als 1 g Chili-Pulver (es gibt Kapseln!). Die äußerliche Anwendung zum Beispiel per Pflaster verspricht eine Durchblutungsförderung des betroffenen Bereichs.
- Curcumin (Extrakt aus der Curcuma-Pflanze): das „fast-Allheilmittel“ aus dem Orient ist eine der am stärksten entzündungshemmdenden sekundären Pflanzenstoffe der Welt und wird mit einer Dosierung von 400-1200 mg täglich eingenommen
- Organische Schwefelverbindungen: z.B. Methylsulfonylmethan: nicht sicher belegt, aber viele positive Patientenberichte. Einen Versuch ist es wert!
Arthrose, die degenerative Gelenksveränderung, ist mit zunehmendem Alter eine recht häufige Erscheinung. Aber: Sie stehen ihr nicht hilflos gegenüber: nicht, wenn sie sich bereits manifestiert hat und erst recht nicht, wenn Sie ein noch in der Zukunft liegendes Risiko ist. Mit wenigen, simple alltäglichen Maßnahmen lässt sich das Risiko um gut zwei Drittel reduzieren. Ist die Arthrose aber bereits vorhanden, stehen aus der Naturheilkunde zahlreiche viel versprechenden Hilfsmittel zur Verfügung, die es locker mit ihren medizinischen Pendants wie Ibuprofen & Co. aufnehmen können!
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