Bier - Wieviel ist noch gesund, wieviel ist erlaubt?

Bier

Vielleicht haben Sie als an sich gesundheitsbewusster Mensch das Feierabendbier mit einem eher schlechten Gewissen genossen, jedenfalls unterschwellig. Vielleicht machen Sie sich aber auch nur deswegen ein schlechtes Gewissen, weil Sie (bisher) nicht wussten, wie es um die Heilwirkung des Bieres bestellt ist und wie gesund ein gelegentliches Glas Bier sein kann...

Ein Getränk, ein Phänomen... und ab und an sogar ein Heilmittel

Es mag wohl an die 5500 bis 6000 Jahre her sein, dass die „Erfindung“ des Bieres stattfand. Historiker schreiben diese eher dem Zufall zu, dass Brot nassgeworden sei und durch den Gärungsprozess die Inspiration angeregt wurde, diese chemische Reaktion für das Herstellen alkoholischer Getränke zu nutzen. Bemerkenswert ist hingegen der Umstand, dass eine der ersten überlieferten Aufzeichnungen zum Thema Bier, reichlich 4000 Jahre alt, seine Anwendung als Medizin beschreibt.

Haben die Germanen Bier „für sich“ um die gleiche Zeit „erfunden“?

Obwohl man die „Erfindung“ des Bieres heute mit hoher Wahrscheinlichkeit den Sumerern und mit etwas geringerer den alten Ägyptern nachsagt, ist es bemerkenswerter Weise um die gleiche Zeit oder historisch betrachtet nur etwas später bei den Germanen zur „Entdeckung“ des vergorenen Getränkes gekommen – völlig unabhängig von den obigen Völkern. Bier wurde also ungefähr zur gleichen Zeit in verschiedenen Regionen der Erde „entwickelt

Kraftnahrung für körperliche harte Arbeit

In den alten Kulturen, vor allem bei den Ägyptern, war Bier ein bemerkenswert gesellschaftsumfassendes Getränk. Es galt als königliches Getränk, wurde aber auch den Sklaven beim Pyramidenbau zugestanden. Wenn wir uns die wichtigsten Spurenelemente im Bier anschauen, verstehen wir auch warum: Es enthält fast alle B-Vitamine, daneben ist es reich an Kalium und Magnesium. Es liefert Energie und stärkt das vegetative Nervensystem, vor allem, wenn es nach dem immer noch, wenn auch bei obergärigem Bier leicht modifizierten, deutschen Reinheitsgebot, gebraut ist. Und das dürfte zu Zeiten der alten Ägypter nicht anders gewesen sein...

Einer der größten Mythen und Irrtümer überhaupt: „Bier macht dick!“

Dass Bier dick machen soll, beruht auf einem großen Missverständnis. Wenn man Bier in Vergleich setzt mit Wein oder Cola, enthält es die wenigsten Kalorien: 100 ml Rotwein haben 74 kcal, 100 ml Pils dagegen nur 43 kcal. Alkoholfreies Bier bringt es sogar nur auf 28 kcal pro 100 ml. Cola dagegen hat mit 57 kcal ungefähr doppelt so viele Kalorien. Es ist nicht das Bier an sich, das dick macht. Aufgrund der oben besprochenen Zusammensetzung und der in Hopfen enthaltenen Stoffe regt es den Appetit an. Was viele Biertrinker bei den (anschließenden) Mahlzeiten herzhafter zulangen lässt, als es angebracht wäre. Hier gilt es aufzupassen!

Der berühmt-berüchtigte „Bierbauch“ ist eigentlich eher ein „Mahlzeiten begleitend zum Bier-Bauch“...

Übrigens: Der Ausdruck „Bier gibt Brust“ kommt ebenfalls nicht von ungefähr: Bier enthält eine östrogenähnliche Substanz, was bei sehr fleißigen Trinkern tatsächlich zum Anschwellen dieses Körperbereichs beitragen kann!

Senkt den Cholesterinspiegel, senkt den Blutdruck?

Dass Bier bei seinen Zusätzen cholesterin- und fettfrei ist, versteht sich von selbst. Doch das ist es nicht, was die beiden oben genannten Wirkungen ausmacht. Da sind andere Faktoren mit im Spiel:

Durch seine spezifische Mineralstoffzusammensetzung entwässert Bier, schwemmt also aus. Die Folge: Das Gewebe wird „entstaut“, und das Blut kann besser fließen. Durch dieses freiere Fließen sinkt der Blutdruck

Bier hilft auch dabei, überschüssiges Natrium im Gewebe loszuwerden. Dadurch entwässert und entstaut es zusätzlich und senkt zudem den Blutdruck

Bier aktiviert den Parasympathikus, also „Entspannungs- und Erholungsnerv“. Das tut es aufgrund der Stoffe im Hopfen, des Gehaltes an Kalium und Magnesium. Sie können also mit Bier tatsächlich Stress abbauen. Sogar in Kombination mit Bewegung und Sport, wie wir weiter unten noch sehen werden. Durch die Aktivierung des Parasympathikus-Nervs weiten sich die Blutgefäße, der Blutdruck sinkt...merkbar an einem angenehmen Gefühl der Entspannung

Durch die Aktivierung des Entspannungsnervs wird der Enzymhaushalt stimuliert

Durch die B-Vitamine im Bier sinkt der Cholesterinspiegel im Blut, verstärkt sogar das sogenannte „schlechte“ LDL-Cholesterin

Bier und Sport, zwei unvereinbare Gegensätze?

Fitnesstrainer schlagen die Hände über dem Kopf zusammen: Bier und Sport, diese beiden Dinge lassen sich niemals vereinbaren! Erst trainiert man sich qualvoll die Kalorien ab und dann nimmt man sie mit dem Bier wieder auf!

Nun: Erstens hat Bier weniger Kalorien als die meisten so genannten „isotonischen Sport- und Mineralstoffgetränke“, zweitens ist es zudem meist billiger, und drittens hat es einen unschätzbaren Vorteil: es enthält kaum Zucker (Ausnahmen sind bestimmte obergärige Biersorten, die laut „modifiziertem“ Reinheitsgebot beispielsweise Zuckercouleur enthalten dürfen). Es füllt sogar die bei Sportlern meist angegriffenen Depots von Kalium und Magnesium wieder auf! Vorsicht ist allerdings nach sehr anstrengenden und schweißtreibenden Aktivitäten geboten: dann sind auch die Natriumdepots im Körper angegriffen (Verlust an Kochsalz, der durch Bier noch verstärkt werden kann – s.u.!)

Wir empfehlen, besonders bei großem Durst, nach dem Sport – aber bitte mit gewissem Zeitabstand – alkoholfreies Bier zu trinken. Es hat noch weniger Kalorien, nahezu die gleichen Inhaltsstoffe (auch „alkoholfreies“ Bier ist nicht wirklich alkoholfrei, sondern enthält Mini-Mengen von etwa 0,6 bis 0,9% Alkohol), und es steigt bei reichlichem Genuss einfach nicht so zu Kopf! (Wobei ich vor rund einem halben Jahr von einem Freund erzählt bekam, dass ein Autofahrer, der an diesem Abend „sehr reichlich“ alkoholfreies Bier genossen hatte, von einer Polizeistreife wegen „verdächtiger Fahrweise“ aufgegriffen wurde!).

Bier ist Isotonisch. Das bedeutet, dass es die gleiche Mineralstoffdichte hat wie menschliches Blut oder Gewebsflüssigkeit. Und daher seine wichtigen Substanzen besonders schnell aufgenommen werden können, ohne gewaltige Stoffwechselprozesse im Organismus anleiern zu müssen. Allerdings: Meine „Bierfreigabe“ für den Sport gilt mit der Einschränkung, dass es sich um „aktives Schwitzen“ und dann auch nicht zuviel davon handelt...

Nichts für die Sauna...

„Wenn es bei Sport schon gut sein kann, ...“ denken Sie jetzt bestimmt, „könnte man doch...?“

Nein, sollte man nicht. Aus verschiedenen Gründen. Denn wie wir oben festgestellt haben, aktiviert Bier den Erholungsnerv. Das trifft allerdings auch auf die Sauna zu, und wenn sich zwei gleichgerichtete Kräfte addieren, kommt es schnell mal zum „des Guten zuviel“-Effekt. Das kann sich so äußern:

Stärkerer Blutdruckabfall und Schwindel. Die Blutgefäße sind nach dem Saunieren bereits erweitert, um für Abkühlung der Haut und des Unterhautgewebes zu sorgen. Das Plus das Bier ist, wie schon gesagt, „des Guten zuviel“

Natriumverlust. Man verliert durch das Saunieren sehr viel Kochsalz. Durch Biertrinken auch. Natriummangel ist zwar selten und in diesem (Extremfall) eine akute, vorübergehende Erscheinung: Abnahme der Durchblutung und des Herzschlagvolumens, Krämpfe, starkes Durstgefühl, Erschöpfungszustände und im Extremfall sogar Kollaps können die Folge sein. Dies ist zwar selten, sollte aber nicht unerwähnt bleiben. Hierzu ein klassischer Heilpraktikerwitz: „Wie bringt man einen Bayern auf gemeine Weise um? Man setzt ihn mit einem 100-Liter-Faß Bier in der Wüste aus“. Dahinter steht: Durch den Natriummangel im Bier verliert der Körper mehr Wasser als er durch das Biertrinken bekommt...

„Bleierne“ Müdigkeit, indem sich zwei sehr stark „entspannende“ Kräfte aufaddieren. Und beim Saunieren sollte man seine Sinne beieinander haben...

Wie viel ist gut, und ab wann wird es ein Problem?

Bei all unseren vorteilhaften Betrachtungen dürfen wir nicht vergessen, dass Bier immer noch Alkohol enthält. Auch die östrogenähnlichen Substanzen (das sind Stoffe, die weibliche Hormone imitieren) sollten nicht unerwähnt bleiben. Bei uns in Hessen sagt man „Schaum gibt Brust“. Doch finde ich persönlich eine Brustvergrößerung bei den Herren der Schöpfung kosmetisch nicht besonders vorteilhaft. Wir sind der Auffassung, dass Sie sich zwei bis maximal drei Mal pro Woche eine große Flasche (0,5 l) Feierabendbier gönnen können. Achten Sie aber darauf, ob und wie Ihr Appetit durch das Bier angeregt wird. Nimmt Ihr Appetit zu stark zu, wirkt Bier sich nicht sehr vorteilhaft auf Ihren Stoffwechsel aus.

Und wenn Sie gar kein Bier mögen?

Auch das ist kein Problem! Wir haben festgestellt, dass Bier, in Maßen (damit ist jetzt nicht die bayrische Messeinheit gemeint!) konsumiert, durchaus gesund für Sie sein kann. Doch auf der anderen Seite können Sie sich natürlich auch dann allerbester Gesundheit für eine lange Zeit erfreuen, wenn Sie kein Bier trinken. Mir schmeckt es übrigens auch nicht..

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