Capsaicin – das scharfe Schmerzmittel

Capsaicin

Haben Sie schon einmal etwas von „Scoville-Einheiten“ gehört? Das ist eine Skala, mit der man den Schärfegrad von Nahrungsmitteln misst. Um Ihnen eine Vorstellung vom nun folgenden zu geben:

Wie scharf finden Sie Tabasco-Sauce? Nun, Tabasco hat zwischen 2.000 und 3.000 Scoville-Einheiten. Das ist schon brennend scharf. Eine von den kleinen Würzfläschchen Tabasco auf Ex zu trinken, können sich sicherlich nur die wenigsten meiner Leser vorstellen!

Capsaicin: die reine Substanz misst unglaubliche 16.000.000 Scoville-Einheiten!

Capsaicin: schärfer geht es nicht. Capsaicin ist ein Alkaloid, das Nachtschattengewächsen und einigen weiteren Gewürzen wie Pfeffer ihre beißende Schärfe verleiht. Der reine Stoff ist so scharf, dass er im Handel mit einem Totenkopf gekennzeichnet werden muss. Es ist rechnerisch rund 6000 x so scharf wie Tabasco-Sauce! Als reine Substanz für den Menschen absolut ungenießbar!

Aber in dieser Ausgabe von Top-Gesundheitstipps geht es nicht darum, wie Sie mit einer kleingehackten Scotch Bonnet (eine der schärfsten Chili-Sorten der Welt) im Abendessen einem ungebetenen Gast die Schleimhäute verätzen, sondern wie Sie mit der schärfsten Substanz der Welt Ihre Gesundheit verbessern.

Capsaicin: der Scharfstoff mit Heilwirkungen

Capsaicin lässt nämlich nicht nur den Ein- und Ausgang ihres Verdauungstrakt höllisch brennen. Nein, der Scharfstoff aus Pfeffer, Chili und Co. hat einige handfeste positive gesundheitliche Wirkungen, die zudem noch wissenschaftlich untermauert sind. Aber der Reihe nach…

1

Wirksam gegen Bluthochdruck und Schlaganfall

Mit Sicherheit eine der wichtigsten akuten Wirkungen des Capsaicins ist, dass es einen sich anbahnenden Schlaganfall hinauszögern kann. Gerade wenn eine Person bereits Durchblutungsstörungen aufweist und dann nach und nach die typischen Warnhinweise erkennen lässt: zum Beispiel Kribbeln in den Fingern, ein diffuses Taubheitsgefühl, Röte, Schluckbeschwerden, Schwindelgefühl kann man mit medizinischen Capsaicin oft ein wenig Zeit heraus schinden. Dann ist es aber geboten, schnell medizinische Hilfe zu organisieren.

Eine Studie aus 2006 weist nach, dass bei einer salzreichen Ernährung Capsaicin dazu in der Lage ist, den nächtlichen Blutdruckanstieg zu verhindern. Es reguliert die Aufnahme von Salz über die Nieren in den Körper. Wer also viel Salz isst und von vornherein zu Bluthochdruck neigt, der sollte seinem Essen auch die entsprechende Schärfe verleihen!

2

Capsaicin ist gut für den Stoffwechsel und gegen Übergewicht

Offensichtlich beschleunigt Capsaicin den Stoffwechsel und fördert die Fettverbrennung. Regelmäßig in scharfen Lebensmitteln eingenommen, soll es die Stoffwechselrate um etwa 50 kcal pro Tag verbessern. In sehr geringer Menge mit grünem Tee genossen, hilft es, den Appetit zu verringern. Dabei werden Botenstoffe im Magen-Darm-Kanal ausgeschüttet, die den Zuckerstoffwechsel regulieren. Vor rund 15-20 Jahren setzte man Capsaicin in Nahrungsergänzungen zur Steigerung der Fettverbrennung ein. Wenn es sich bis heute nicht durchgesetzt hat, liegt dies allein daran, dass man effektivere Methoden gefunden hat. Betrachtet man die positiven gesundheitlichen Wirkungen jedoch in der Gesamtschau, findet man gerade beim metabolischen Syndrom (Übergewicht – Diabetes – Durchblutungsstörungen) im Capsaicin eine sehr gute Möglichkeit, diese unheilvolle Kombination zu lindern!

3

Capsaicin hilft gegen Magengeschwüre

Es klingt zugegebenermaßen unglaublich: wie soll eine so scharfe Substanz gegen etwas helfen, das offensichtlich durch Schärfe hervorgerufen ist? Nun, Gründe für die Entstehung von Magengeschwüren gibt es viele - zu scharfes Essen ist hier nur eine von sehr vielen Möglichkeiten.

Capsaicin setzt bestimmte Alkaloide im Magen frei, die den Säurefluss in die Balance bringen. Es fördert darüber hinaus die Schleimsekretion im Magen und schützt damit die Magenschleimhaut. Davon abgesehen ist es auch ein Schmerzmittel: die Schärfe sorgt für eine gewisse Betäubung der Nervenrezeptoren auch im Verdauungskanal!

4

Capsaicin hilft möglicherweise bei verschiedenen Krebserkrankungen

Zugegeben: Ganz sicher ist es nicht. Aber in einigen Studien hat Capsaicin den programmierten Zelltod verschiedene Krebsarten gefördert: beispielsweise von Darmkrebs, Prostatakrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Magenkrebs. Gerade die Krebsarten des Verdauungstrakts gehören zu den potenziell gefährlichsten und tödlichsten Krebsarten überhaupt. Ist man betroffen, kann man nicht genug tun, um das Krebswachstum zu verhindern.

5

Capsaicin zur Behandlung chronischer Lungenerkrankungen

Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, Emphysem, Asthma: die jüngsten Studien mit  Capsaicin zeigen, dass der Scharfstoff auch chronische Lungenbeschwerden lindern kann. Er wird dazu entweder inhaliert oder mit einem Spray appliziert.

6

Unglaublich: Capsaicin als Hautcreme bei Psoriasis?

Es gibt Dinge, bei denen muss man sich die Augen reiben und noch einmal nachlesen, um es wirklich zu glauben. Zugegebenermaßen habe ich diese Studie aus einem sehr, sehr alten Archiv ausgegraben: Sie stammt aus dem Jahr 1986. Das war das Jahr, in dem ich noch nicht wusste, dass ich an Morbus Crohn Erkrankung würde! Aber immerhin: die Studie mit einer Hautcreme auf Capsaicin-Basis zeigt überaus positive Effekte bei Patienten mit Psoriasis. Allerdings zu einem Preis: bei Beginn der Anwendung klagten die Patienten über verstärktes Brennen der betroffenen Hautpartien! Diese Beschwerden verringerten sich allerdings mit der Zeit.

7

Capsaicin als Schmerzmittel

Last, but not least: dafür lieben wir die scharfen Chilis! Denn sie spenden Capsaicin, das wiederum in Form von  Hautcreme oder Pflastern überall effektiv den Schmerz lindern kann. Neben dem intensiven Wärmegefühl der behandelten Hautpartie wirkt das Capsaicin auch noch lokal entzündungshemmend. Die Wirkung von „ABC-Pflaster“ beruht darauf. Ich selbst habe mir bei einem akuten Schmerz vor vielen Jahren einmal einen Brei aus 90 % Heilerde und 10 % Cayennepfeffer mit etwas Wasser zubereitet und mit einem Pflaster auf die betroffene Stelle aufgeklebt. Dieses improvisierte „ABC-Pflaster“ brannte zwar enorm, half aber binnen einer Viertelstunde, die Beschwerden zu lindern!

Mein Fazit

Capsaicin treibt als scharf machender Inhaltsstoff von Chilis, Cayennepfeffer und Co. nicht nur die Tränen in die Augen, sondern richtig angewandt auch eine Entzündung aus dem Körper. Es hat erstaunlich vielseitige Effekte und besänftigt interessanterweise durch seine spezifischen Heilwirkung auch noch Schleimhäute! Besonders Patienten mit einer chronischen Lungenerkrankung sei die Anwendung empfohlen. Auch bei verschiedenen Arten von Krebs des Verdauungstrakts - getreu nach dem Motto, dass man nie genug tun kann - empfiehlt sich die Anwendung!

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