Emulgatoren – ein zweischneidiges Schwert!

Emulgatoren

Was ist ein Emulgator? Gehören Sie auch zu den Personen, die die Etiketten von Nahrungsmitteln ganz genau lesen? Wenn ja, ist Ihnen sicherlich schon mal das Wort „Emulgator“ aufgefallen. Emulgatoren zählen zu den Nahrungsmittelzusatzstoffen - aber nicht nur. Kurz gesagt, sind Emulgatoren Stoffe die Wasser und Fett chemisch-physikalisch miteinander verbinden.

Wenn Sie in ein Glas etwas Wasser gießen und anschließend etwas Salatöl, werden sich diese beiden Flüssigkeiten nicht miteinander vermischen. Dies hat mit den chemischen und physikalischen Eigenschaften von Wasser und Öl zu tun. Gibt man einen Emulgator hinzu, mischen sich die beiden Flüssigkeiten.

Emulgatoren in Lebensmitteln

Derzeit sind rund 45 verschiedene Emulgatoren für den Einsatz in Nahrungsmitteln zugelassen. Ihre Hauptaufgabe ist es, unterschiedliche „Phasen“ miteinander zu verbinden, beispielsweise Wasser und Öl. Dies dient auf der einen Seite der Verarbeitung von Speisen wie beispielsweise Margarine. Auf der anderen Seite soll durch die Emulgatoren ein „cremiges Mundgefühl“ gefördert werden. So würde sich jedenfalls ein Werbefachmann in der Nahrungsmittelindustrie ausdrücken.

Lecithin ist der bekannteste Emulgator und hat die E-Nummer 322. allerdings handelt es sich auch um den „harmlosesten“ Emulgator. Zwar gelten Emulgatoren im Allgemeinen als harmlos. Viel von ihrer Wirkung hängt jedoch davon ab, wie sensibel der Verdauungstrakt des Betroffenen ist. Darüber hinaus gibt es gar nicht so harmlose Emulgatoren. Phosphat-Verbindungen können sich beispielsweise auf den Knochenstoffwechsel auswirken. Es wird diskutiert, ob der reichliche Verzehr von Phosphaten vor allen Dingen bei Kindern die Knochenstabilität beeinträchtigt. Einige Emulgatoren können Allergien auslösen, verstärken oder die Darmschleimhaut beeinträchtigen.

Es geht auch Erfahrungsberichte darüber, dass einige Emulgatoren bei besonders sensiblen Personen Durchfall auslösen können. Eventuell gehen auch Nährstoffe verloren, da bestimmte Emulgatoren wie beispielsweise Sorbit-Verbindungen Nährstoffe binden und individuell über die Darmschleimhaut nicht gut bzw. gar nicht resorbiert werden. Manche Experten in der Naturheilkunde gehen davon aus, dass eine „löchrige Darmschleimhaut“, ein so genanntes Leaky-Gut-Syndrom, teilweise durch Emulgatoren ausgelöst oder verstärkt wird.

Emulgatoren in Reinigern

Um Fett lösen zu können, werden Emulgatoren auch in Reinigungsmitteln eingesetzt. Am bekanntesten ist ihre Wirkung von Spül- und Putzmitteln. Unter Heilpraktikern gibt es einen Witz zu diesem Thema:

Es treffen sich zwei Frauen. Sagt die Eine: „Marta, du siehst ja furchtbar aus! Was hast du getan?“ Die andere antwortet: „ich habe eine Flasche Spülmittel aus getrunken!“ Es fragt wiederum die Eine: „oh mein Gott! Sag mir nur - warum?“ Marta antwortet: „auf der Flasche stand: entfernt alles Fett!

Dieser Witz hat durchaus einen ernsten Hintergrund: einer Hypothese aus der Naturheilkunde zufolge können winzige Reste von Spülmitteln die Darmschleimhaut im Dickdarm angreifen und die Entstehung der chronisch-entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa begünstigen. Ich rate meinen Patienten immer dazu, besonders auf die gründliche Entfernung von möglichen Spülmittelresten auf dem Geschirr zu achten.

Emulgatoren in Reinigungsmitteln schaden der Darmschleimhaut bereits mit wenigen hundertstel oder zehntel Gramm. Das ist bei Emulgatoren aus Lebensmitteln natürlich anders. Hier entscheiden die Menge, die Zeit und nicht zuletzt auch die Sensibilität einer Person, ob und wann es zu Schädigungen kommt.

Eine brillante Idee: ein Emulgator macht Medizin-Karriere!

Vor etwa zehn Jahren stellte ein Arzt namens Professor Stremmel die Hypothese auf, dass bei Colitis ulcerosa-Patienten die Schleimhautbarriere im Dickdarm angegriffen oder zerstört sei. Er untersuchte viele Patienten und konnte diese Hypothese zum großen Teil bestätigen. Er fand auch den Grund: eine Komponente des Darmschleims war deutlich reduziert oder fehlte – das Lecithin, ein Emulgator.

Lecithin hat die Eigenschaft, den Darmschleim zäher zu machen und stärker an die Schleimhaut zu binden. Damit bildet dieser Darmschleim im Dickdarm einen Abwehrwall gegen die hier besonders zahlreichen vorkommenden Mikroorganismen. Die Darmschleimhaut ist dadurch vor Bakterien und anderen Mikroorganismen geschützt. Fehlt Lecithin, löst sich dieser Darmschleim leicht von der Schleimhaut. Die Schleimhaut ist „Angriffen“ aus Bakterien und noch vorhandenen Nahrungspartikeln ausgesetzt und entzündet sich.

Colitis ulcerosa-Patienten kennen dies: mit dem Stuhlgang gehen oft nicht unerhebliche Mengen an Schleim ab. Diese Schleimbeimengungen gelten in der Medizin als Gradmesser für die Intensität der Darmentzündung. Stremmel entwickelte ein Lecithin-Präparat, das erst im Dickdarm freigesetzt wird. Das Krankheitsbild verbesserte sich daraufhin bei vielen mit dem Lecithin-Präparat behandelten Patienten. Viele konnten sogar Kortison und weitere entzündungshemmende Medikamente absetzen.

Mein Fazit

Emulgatoren, dass zweischneidige Schwert. Als Nahrungsmittelzusätze gelten Emulgatoren zwar allgemein als harmlos. Allerdings können sie - abhängig von den Faktoren Zeit, Menge und Sensibilität einer Person - dennoch gesundheitliche Schäden anrichten. Aber es gibt auch nützliche Emulgatoren: Lecithin zum Beispiel stellt - wenn es im Dickdarm freigesetzt wird - eine interessante und nahezu nebenwirkungsfreie therapeutische Option bei der Behandlung der chronischen Darmentzündung Colitis ulcerosa dar.

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