Gallenblase entfernt - Worauf muß ich achten?

Gallenblase

„Die Galle ist doch nur ein Beutel, ein Relikt aus der Urzeit! Die brauchen Sie gar nicht!“ argumentieren Ärzte, wenn ein ängstlicher Patient sie fragt, was passieren könnte…ohne die Galle. Für den Fall, dass auch Sie sich operieren lassen mussten: Ganz so entbehrlich, wie einen die Ärzte das gerne glauben machen wollen, ist der kleine Speicherbeutel nicht.

Warum die Gallenblase mehr als ein „überflüssiger Beutel“ ist

Vor kurzem habe ich mal wieder eines der armen Gallen-OP-Opfer behandelt, die von den behandelnden Ärzten vollkommen im Regen stehen gelassen wurde, was Ernährung, allgemeines Verhalten und Nährstoffe anging. Dass die Arme bei „einer Lebensweise wie bisher“ an Durchfällen, Haarausfall, brüchigen Nägeln, allgemeiner Erschöpfung und hormonellen Auffälligkeiten gelitten hat, verwunderte mich nicht. Denn hier wurde (von den Ärzten) vergessen, sie darauf aufmerksam zu machen, die allgemeine Lebensweise der Entfernung der Gallenblase anzupassen.

Die Gallenblase ist zunächst einmal ein Speicherorgan. Sie speichert die Gallenflüssigkeit, welche dafür zuständig ist, Fett-Tröpfchen aus dem Speisebrei zu emulgieren, das heißt so mikroskopisch klein zu machen, dass sie mittels der Enzyme der Bauchspeicheldrüse und der Fermente des Dünndarms vollständig verdaut werden kann.

Nun ist es nicht so, dass durch die Entfernung dieser Blase keine Gallenflüssigkeit mehr da ist. Die ist vielmehr ständig da beziehungsweise träufelt durch den so genannten „gemeinsamen Gallengang“ ständig in den Zwölffingerdarm. Sie ist also da, unabhängig davon, ob es tatsächlich was zu verdauen gibt oder nicht.

Dieses „Modell“ hat gegenüber dem Zustand mit intakter Gallenblase zwei entscheidende Nachteile:

1

Es ist zu viel Gallenflüssigkeit da, wenn es gerade nichts zu verdauen gibt

Gallenflüssigkeit wird ohne Gallenblase ständig in den Zwölffingerdarm ausgeschieden. Und Gallenflüssigkeit reizt Schleimhäute, wenn sie nicht durch Fett inaktiv gemacht wird. Das heißt die Darmschleimhaut ist einer ständigen, chronischen Reizung ausgesetzt, viele Betroffene berichten „nach“ einer Gallenblasen-OP von Durchfällen.

Normalerweise wird die Gallenflüssigkeit im Endbereich des Dünndarms „recycelt“, also in den Kreislauf zurückgeführt, oder zumindest zu 85%. Dadurch, dass sie aber ständig da ist und kein Fett emulgiert, ändert sie selbst diese Flora und gelangt weiter in den Dickdarm. Dort kann es bei sensiblen Personen sogar zu Entzündungen kommen!

2

Gibt es mal was zu verdauen, ist zu wenig Gallenflüssigkeit da

Die Gallenflüssigkeit, die ständig ausgeschieden wird, ist hingegen den Fettmengen ab einer „durchschnittlich üppigen Mahlzeit“ aufwärts nicht mehr gewachsen. Das bedeutet, dass bei weitem nicht alle Fettsäuren verdaut werden, was nicht nur zu weiteren Darmstörungen führen kann, sondern den gesamten Fettstoffwechsel durcheinander bringen kann.

Denn auch Fettsäuren, besonders einige ungesättigte und einige gesättigte mittelkettige Fettsäuren, sind wichtige Nährstoffe: Haut und Haare, Nägel können unter einem Mangel ebenso leiden wie das Energieniveau, die Konzentrations- und Merkfähigkeit, die Immunabwehr und sogar der Hormonhaushalt.

Wenn Sie ohne Gallenblase leben müssen, halten Sie sich an diese Tipps:

  •  Nehmen Sie immer mal ein „Bindemittel“ ein

Kleine Mengen Heilerde, oder Zeomin, binden überschüssige Gallensäure und schützen die Darmschleimhaut. Das ist besonders wichtig, falls Sie unter Durchfällen leiden. Denken Sie auch an diese Mittel, wenn der Stuhlgang brennt oder eine seltsame Farbe hat, oder unterschiedlich gefärbt ist!

  •  Lieber viele kleine Mahlzeiten als wenige große

Früher hat einem der Arzt es gesagt, heute, wie ich höre, nicht mehr: Heute bekommt man eher zu hören: „Sie können so weiter machen wie vorher!“ – falsch! Normalerweise bin ich kein großer Freund kleiner, häufiger Mahlzeiten: in diesem Fall schon. Essen Sie langsam, kauen Sie gründlich, trinken Sie so wenig wie es geht zum Essen und vor allen Dingen – essen Sie 5-mal am Tag!

  •  Meiden Sie einige Nahrungsmittel

Erfahrungsgemäß werden einige Nahrungsmittel nach der Entfernung einer Gallen-OP nicht mehr gut vertragen. Dazu zählen: Margarine, Kohlgewächse (insbesondere, wenn sie nicht gut durchgegart werden), größere Mengen an Rohkost (kleine werden meist gut vertragen), Schweinefleisch und Erdnüsse.

Ich empfehle, diese Nahrungsmittel eher zu meiden beziehungsweise (Rohkost) auf ein verträgliches Maß zu reduzieren, denn auch die gesündeste Kost nutzt nichts, wenn der Körper sie nicht optimal verwerten kann.

  •  Ergänzen Sie eventuell fettlösliche Vitamine

Es kann sein, dass Sie bestimmte, fettlösliche Vitamine benötigen: A, D, E und K zählen zu den fettlöslichen Vitaminen. Besonders Vitamin K2, auch Menachinon genannt, wird normalerweise in einem gesunden Dickdarm produziert und ist wichtig für verschiedene Dinge, insbesondere die Blutgerinnung, aber auch den Mineralhaushalt, Gewebselastizität und für die Knochen. Die Produktion des Vitamins kann durch die Entfernung der Gallenblase beeinträchtigt sein. Sinnvoll ist unter Umständen auch eine Ergänzung mit vollständigem Vitamin E, das alle Tocopherole enthält!

Mein Fazit

Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, sollte man die Gallenblase nicht entfernen. Sie ist keineswegs ein überflüssiger Beutel. Ist das Kind aber in den Brunnen gefallen, kommt man um einige Lebensstiländerungen nicht herum. So müssen Bindemittel eingenommen werden, falls Durchfall besteht - beispielsweise Heilerde. Und natürlich muss die Ernährung den Umständen angepasst werden: häufigere, aber kleine und weniger üppige Mahlzeiten!

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