Gesunde Schärfe?!

Gesunde Schärfe

Gesunde Schärfe – können scharfe Lebensmittel Ihre Gesundheit verbessern? „Spice up your life“ ist ein klassischer, englischsprachiger Slogan, der so viel bedeutet wie: „bringen Sie Würze in ihr Leben!“ gemeint ist das natürlich im übertragenen Sinne, aber im konkreten kann es auch bedeuten: mehr Würze – mehr Gesundheit!

In der alternativen Gesundheits-Szene sind Gewürze wie Cayennepfeffer, Koriander, Kurkuma oder Ingwer beziehungsweise deren Extrakte Substanzen, die vielerlei Krankheiten vorbeugen oder diese verbessern können. Von einem Inhaltsstoff von Kurkuma, dem Kurkumin, wird beispielsweise berichtet, dass es viele Krebsarten in ihrem Wachstum hemmen kann. Eine selbstgemachte Salsa mit Koriandersamen kann bei Lungenerkrankungen und insbesondere bei „COPD“ (Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung) Erleichterung bringen. Wer einmal in seinem Leben an Atemnot gelitten hat, weiß dies zu schätzen! Ingwer hat sich in den letzten beiden Jahren als starke Alternative zur ganzheitlichen Behandlung von Prostatavergrößerungen ins Spiel gebracht und Cayennepfeffer fördert die Durchblutung und hilft äußerlich bei allerlei Schmerzzuständen.

Gesunde Schärfe: Wie scharf darf’s denn sein? Etwas über „Scoville-Einheiten“

Gemessen wird das so genannte Schärfeempfinden in „Scoville-Einheiten“. Da das Schärfeempfinden allerdings sehr subjektiv ist, hat man dieses Verfahren heute biochemisch standardisiert. Sollten Sie auch zu den Leuten gehören, die es scharf mögen, verschätzen Sie sich mal nicht damit, wie weit Schärfe gehen kann. Das schärfste, was man in der Lebensmittelverarbeitung kennt, sind Capsicain-Extrakte, und die sind etwa 10.000-mal so scharf wie die Tabasco-Sauce, die Sie in den meisten Pizzerien auf dem Tisch finden: nämlich zwischen 3 und 5 Millionen Scoville-Einheiten. Reines, kristallines Capsicain (der Wirkstoff, der Cayennepfeffer scharf macht), bringt es auf 16 Millionen Scoville-Einheiten: „zum Verzehr nicht geeignet“.

Wenn wir von „scharf“ reden, reden wir üblicherweise von einem Bereich, der sich zwischen 500 und 20.000 Scoville-Einheiten erstreckt.

Zur besseren Übersicht hier einmal eine Tabelle:

Gemüsepaprika:

Ca. 0-10 Scoville

Peperoni:

Ca. 100-500

Tabasco:

Ca. 2.500-5.000

Sambal oelek:

Ca. 2.000-7.000

Jalapeno (in den meisten Salsas)

Ca. 3.000-8.000

Reiner Cayennepfeffer

Ca. 40.000

Red Habanero Savina (Schärfste Chili der Welt)

Ca. 600.000

Reines Capsicain (Blair’s reserve)

Ca. 16.000.000

Sollten Sie also bisher die Meinung gehabt haben, eine Peperoni sei scharf, dann habe ich Sie hoffentlich eines Besseren belehrt!

 

In welchem Bereich finden wir „gesunde“ Schärfe?

Nun ist alles, was sich jenseits von 50.000 Scoville-Einheiten befindet, für die meisten von uns einfach nur noch „schmerzhaft scharf“ und gehört sicherlich eher in den Bereich Mutprobe für Unbedarfte. Es ist wie mit allem: die Dosis macht das Gift, wobei das subjektive Empfinden und der Stoffwechseltyp eine Rolle spielen.

Schärfen, die über 15.000 bis 50.000 Scoville hinausgehen, sind potentiell gefährlich für die Gesundheit, denn Sie können zum Beispiel einen massiven Blutdruckanstieg verursachen, wobei besonders der „niedrige“ diastolische Wert stark ansteigen kann: das ist besonders gefährlich für die Nieren, die durch den starken venösen Druck geschädigt werden können. Auch Kindern sollte man nicht allzu viel Schärfe zumuten. Ihr Geschmacksempfinden ist noch wesentlich sensibler als das von vielen abgestumpften Erwachsenen.

„Kohlenhydrattypen“ mit insgesamt wenig Verdauungsenzymen und einer schwachen Verdauungskraft profitieren mehr von scharfen Gewürzen als „Eiweißtypen“. Wenn Sie sich die Nationalküchen von verschiedenen Ländern ansehen, werden Sie feststellen, dass in wärmeren Ländern tendenziell schärfere Würzung zu finden ist: Mexiko, Thailand, Indien, Kuba oder afrikanische Staaten. Das hat auch einen Grund, denn die Schärfe schützt vor Krankheitserregern. Das geht bei den mediterranen Gewürzkräutern los (vor allem dem Oregano werden antibakterielle Eigenschaften nachgesagt) und reicht bis zu Pfeffer und Cayennepfeffer.

Überhaupt, der Cayennepfeffer…

Cayennepfeffer hat im „gesunden“ Bereich von allen Gewürzen die höchste Schärfe, alles was deutlich darüber hinausgeht, macht Würzen keinesfalls gesünder. Cayennepfeffer hat bei aller Schärfe viele gesunde Eigenschaften: er unterstützt die Fettverbrennung, reguliert den Appetit, hilft, die Blutfettwerte zu regulieren (LDL-Cholesterin, das „schlechte“ Cholesterin und die Triglyceride), schützt die Magenschleimhaut und hilft bei Entzündungen. Auch gegen Erkältungen hilft er sehr gut. Wer es nicht so scharf mag, aber dennoch von den gesundheitlichen Wirkungen profitieren kann, nimmt Cayennepfeffer in Kapselform zu sich.

Hier sollten Sie aufpassen

Schärfe ist nicht gleich Schärfe: selbst Lebensmittel mit ähnlichen Scoville-Einheiten haben unterschiedliche Auswirkungen im Verdauungstrakt und auf den Organismus insgesamt. Bereits in 1998 wurde eine klinische Studie im Oxford Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht, in der zwei unterschiedliche Gruppen von Gewürzen miteinander verglichen wurden: Auszüge von Paprika, Chili, Cayennepfeffer und Peperoni auf der einen Seite, grüner und schwarzer Pfeffer, Muskatnuss und Lorbeerblätter auf der anderen.

Während die erste Gruppe die Durchlässigkeit bestimmter Zellen der Darmschleimhaut steigert, tut dies die zweite Gruppe nicht – und zwar relativ unabhängig von den erreichten Schärfegraden. Weswegen allen Menschen mit einer Nahrungsmittelintoleranz oder –Allergie empfohlen sei, Nachtschattengewächse zu meiden, mit Ausnahme von Kartoffeln, die meist auch von Allergikern gut vertragen werden. Einigen Gesundheits-Veröffentlichungen zur Folge tragen Nachtschattengewächse, vor allen aber deren Gewürze, zu einem so genannten Leaky-Gut-Syndrom bei, einem Zustand, bei dem die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut erhöht ist, was zu verstärkter Empfindlichkeit, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Verdauungsstörungen und bei entsprechenden Problemen in der Vorgeschichte sogar zu Entzündungen führen kann. Gewürze aus Nachtschattengewächsen „machen“ zwar keine Entzündung, können aber bei einem bereits vorhandenen immunologischen Ungleichgewicht zum Aufflackern einer versteckten (latenten) Entzündung beitragen!

Schärfe hilft der Verdauung mehr als sie schadet

Abgesehen von dieser Ausnahme, die wirklich vor allem für Nahrungsmittelallergiker und Personen mit immunologischen Problemen relevant ist, haben nahezu alle Gewürze, ob scharf oder weniger scharf, Eigenschaften, die der Verdauung gut tun: Galgant beispielsweise harmoniert über das vegetative Nervensystem die Darmschleimhaut und kann sogar hilfreich sein bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, wenn ein Teil der Erkrankung auf Enzymschwächen beruht. Ingwer hilft gegen nahezu alle Arten von Übelkeit und Appetitlosigkeit: ob die von einer Chemotherapie herrühren (einer Krebsbehandlung), von Reiseübelkeit und sogar Schwangerschaftsübelkeit und –Erbrechen. Plus: die Schärfe des Ingwers heizt von innen, regt den Stoffwechsel an, hilft bei Schmerzen aller Art und beeinflusst auch die Blutfettwerte und die Blutgerinnung günstig. Und die sekundären Pflanzenstoffe und ätherischen Öle des Ingwers sind in den letzten Jahren in der alternativen Krebsheilkunde ins Gespräch gekommen. Noch mehr trifft das auf die Gelbwurz zu (Kurkuma, auch ein Ingwergewächs), die zwar keineswegs übertrieben scharf ist, aber dafür starke entzündungshemmende und krebshemmende Eigenschaften hat!

Ungewöhnlich und erstaunlich: Nelkenpulver

Den Geruch kennen Sie vom Weihnachtsmarkt: Glühwein ist oft mit Gewürznelke gewürzt. Und das nicht ohne Grund: den Gewürznelken haben nicht nur eine gewisse Schärfe, sie wärmen auch erheblich von innen – vor allem, wenn man nach der Lehre der traditionellen chinesischen Medizin geht.

Außerdem hat Gewürznelkenpulver von allen Gewürzen sowie von den meisten pflanzlichen Nahrungsmitteln überhaupt das zweihöchste Zellschutzpotential, den so genannten „ORAC-Wert“ von rund 290.000 Einheiten pro 100g. Zum Vergleich: für die Gesunderhaltung werden nach Meinung der meisten Ernährungsexperten rund 3.000 bis 5.000 ORAC-Einheiten täglich benötigt. Die einzige Pflanze weltweit, die nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft ein noch höheres Zellschutzpotential erreicht, ist die Kleie des Gewürzsumachs.

Das dezent scharfe und eigenartig süßliche Nelkenpulver ist hervorragend geeignet zur Gesunderhaltung des Mundes – besonders bei Zahnfleischentzündungen, es hilft der Verdauung, vor allem gegen Blähungen und Krämpfe und es wirkt antiseptisch – gegen Parasiten, Viren und Pilze, wie übrigens viele Gewürze.

Mein Fazit

Es ist natürlich typenabhängig – aber so ein bisschen Schärfe im Leben tut den meisten Menschen gesundheitlich gut. Natürlich sprechen wir von einem Bereich, in dem die Schärfe „genießbar“ ist. Gesundheitsexperten wissen, dass bestimmte scharfe Gewürze und Kräuter vor allen Dingen bei Stoffwechselerkrankungen, chronisch-degenerativen Erkrankungen, Krebs, Immunschwäche und Lungenkrankheiten helfen. Ein zweischneidiges Schwert sind Gewürze aus Nachtschattengewächsen: sie können Störungen der Darmbarriere verursachen – aber natürlich bei Weitem nicht bei jeder Person. Vorsicht ist in jedem Fall geboten bei entzündlichen Aktivitäten im Verdauungstrakt und natürlich bei Kindern!

 

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