Kälteanwendungen, Kryotherapie & Kältekammer

Kälteanwendungen, Kryotherapie, Kältekammern

„Richtige“ Läufer laufen zu jeder Jahreszeit. Aktuell, bei den langsam steigenden Temperaturen und ersten Sonnenstrahlen nach einer langen, sonnenlosen Zeit bekommen aber auch immer mehr Hobbyläufer mehr Lust auf Bewegung.

Bewegung ist der Motor unserer Gesundheit. Allerdings, nach einer Pause wird man immer mal mit den weniger schönen Aspekten des Sports konfrontiert: akute Verletzungen, Zerrungen, Prellungen, Verstauchungen. Wohl dem, der in solchen unangenehmen Momenten einen „Kälte-Pack“ oder eine Kältekompresse zur Hand hat. Aber: wie wirken die die handlichen, kompakten Dinger? Und: sollte man sie immer einsetzen, wenn etwas schmerzt?

Die Kältekompresse: was bewirkt sie auf der Verletzung?

Die Kältekompresse ist günstigstenfalls zur Hand, falls es zu einer Verletzung an den Extremitäten kommt. In der Leichtathletik ist vor allen Dingen das Knie hohen Belastungen ausgesetzt. So kann es zu Verstauchungen, Prellungen und eventuell sogar Bänderriss kommen. In Sportvereinen sollte eine Kältekompresse optimaler Weise sofort zur Hand sein, falls sich einer der Trainierenden verletzt. Die Kältekompresse wird auf die verletzte Stelle (Ausnahme: offene Wunde) unmittelbar aufgelegt und hat folgende Wirkungen:

  • Der Blutfluss der kleinen Blutgefäße wird gehemmt
  • Durch die Hemmung des Blutflusses dringt weniger Gewebswasser aus den Kapillaren (kleinste Blutgefäße) in das umgebende Gewebe aus: dadurch werden Ödeme verhindert oder ihre Ausdehnung zumindest so gut es geht begrenzt
  • Ebenfalls gehemmt wird der Austritt von bestimmten Eiweißverbindungen durch die Wand der Blutgefäße. Dadurch wird im Vorfeld die Stärke und Ausdehnung einer Entzündung verringert
  • Die Kälte hemmt die Schmerzempfindlichkeit
  • Die Kälte verändert den Muskeltonus. Unter Kälteeinwirkung wird normalerweise der Tonus, also die Muskelspannung, erhöht. Lässt man die Kälte allerdings 15-20 Minuten einwirken, stellt sich der gegenteilige Effekt ein: die umgebende Muskulatur entspannt sich. Auch das wird lindernd auf den Schmerz

Kälteanwendungen verändern die Leitgeschwindigkeit von Nerven

Ein weiterer wichtiger Effekt der schmerzlindernden Wirkung von Kälteanwendungen ist die Wirkung auf die Nervenzellen. Unter Kälteeinwirkung wird die Geschwindigkeit der Weiterleitung von Reizen vermindert. Das ist nicht nur hilfreich bei Verletzungen, sondern auch nach Operationen und bei systemischen Entzündungen.

Interessanterweise können durch Kälteanwendungen auch Muskelverkürzungen sinnvoll behandelt werden. Indem der Muskeltonus nach der längeren Anwendung sinkt, kann die Muskulatur besser entspannen. Dehnungsübungen fallen dann leichter und gehen nicht mehr so sehr mit einer starken „Gegenreaktion“ der Muskulatur einher.

Kälteanwendung am ganzen Körper – die Kältekammer

In Kurbädern, in Kurkliniken, in manchen Wellness-Zentren und in einigen größeren Praxen wird die Kryotherapie mittels der Kältekammer angeboten. Der gesamte Körper des Patienten wird dabei für einen kurzen Zeitraum - üblich sind einige Minuten - Temperaturen von -70° bis -120° ausgesetzt. Bei dieser Prozedur ist man unbekleidet, allerdings werden die Atemwege durch eine Maske vor der extremen Kälte geschützt. In diesem Kältekammern ist zudem die Luftfeuchte extrem niedrig, so dass die Kälte nicht ganz so schmerzhaft erfahren wird, wie man meinen könnte.

Kurz zusammengefasst, hat die Kältekammer folgende Effekte auf den Körper:

  • Der extreme Kältereiz wird schnell (binnen einer bis 2 Minuten) auf das zentrale Nervensystem. Es werden Nervenbotenstoffe ausgeschüttet, die eine Analgesie (eine Schmerzunempfindlichkeit) bewirken
  • Starke Kälte wirkt auf entzündungsvermittelnde Botenstoffe des humoralen Abwehrsystems ein. Es stimuliert und koordiniert diese und verringert über diesen Weg die Ausschüttung von entzündungsvermittelnden Botenstoffen, die Schmerzen verursachen
  • Durchblutung und Sauerstoffversorgung der Muskulatur werden gesteigert. Auf diesem Weg wird unter anderem auch überschüssige Milchsäure abgebaut: die Verkrampfung der Muskulatur lässt nach
  • Die systemische Wirkung der Kälte beruht (wie gesagt) auf einer Verringerung der Reizleitungsgeschwindigkeit der Nervenzellen. So können Verkrampfungen und Spastiken aufgrund von entzündlichen Nervenkrankheiten wie beispielsweise multiple Sklerose reduziert werden

Welche Krankheitszustände können mit der Kältekammer positiv beeinflusst werden?

  • Verspannungszustände, erhöhter Muskeltonus
  • Verletzungen
  • Weichteilentzündungen, etwa aufgrund von Fibromyalgie oder chronischem Erschöpfungssyndrom
    Gicht, vor allen Dingen in der akuten Phase
  • Multiple Sklerose
  • Verschiedene, vor allen Dingen entzündliche Rheumaerkrankungen
  • Zur Wiederherstellung und Regeneration nach extremen Belastungen (Leistungssport)

Wie läuft eine Anwendung in der Kältekammer ab?

Zunächst einmal: die durchschnittlichen Temperaturen von -100°C bis -120°C nötigen wohl jedem Respekt ab. Es sind tiefere Temperaturen, als auf der Erdoberfläche jemals gemessen wurden (-90 °C in der Antarktis).

Es ist also eine Vorbereitung vonnöten. Zunächst einmal sollte man unbedingt zur Ruhe kommen. Herz und Kreislauf sollten im Ruhezustand arbeiten. Deswegen sollte man sich vor der Anwendung kurz ausruhen und entspannen. Eventuell sind der Blutdruck und die Herzfrequenz zu überprüfen.

Um den Körper auf die extrem niedrige Temperatur einstellen zu können, bringt man eine gewisse Zeit in der Vorkammer zu. Wichtig: bei der Therapie sind große Teile des Körpers von Kleidung unbedeckt. Sportschuhe, Handschuhe, Socken, Ohren- und Mundschutz sind die einzigen Kleidungsstücke.

Idealerweise sind zwei Vorkammern vorhanden, wobei die erste eine Temperatur um die -10 °C aufweist, die zweite eine Temperatur zwischen -50 und -70 °C. In der eigentlichen Kältekammer mit Temperaturen meist unter -100 °C bringt man nur etwa 2-3 Minuten Zeit zu. Nach dem Verlassen der Kältekammer kann nach einer kurzen Zeit mit leichter Bewegung der durchblutungssteigernde Effekt der Kälte noch verstärkt werden. Anschließend gut man sich eine Viertelstunde im Ruheraum aus.

Mein Fazit

Nicht jeder Mensch mag starke Kälte. Zur Linderung von Schmerz- und Entzündungszuständen ist sie jedoch eine starke Waffe. Manche Kurorte und Heilkliniken bieten die Kältekammer bei Verletzungen und bei Personen mit chronischen Schmerzzuständen an, wenn diese auf Beschwerden des Bewegungsapparates spezialisiert sind.

Die extreme Kälte in der Kammer nötigt dem Anwender eine gründliche Vorbereitung. Die lokale Kälteanwendung ist aus dem Vereinssport nicht wegzudenken. Aber auch für „Outdoor-Sportler“, die alleine unterwegs sind, gehört ein Kältepack unbedingt zur Ausrüstung mit dazu!

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