Kaffee – Genussmittel oder Gesundheitsgetränk?
Bei kaum einem Getränk gehen die Meinungen so weit auseinander wie beim Kaffee: die Einen sind der Meinung, dass Kaffee überhaupt nicht gesund ist. Die anderen sind vom Gegenteil überzeugt. Kaffee spaltet die Gemüter. Aber was ist wahr? Stimmt es, dass Kaffee dem Körper Wasser entzieht? Oder ihn „übersäuert“? Top-Gesundheitstipps geht dieser Frage nach!
Kaffee - das liebste Getränk der Deutschen
Geht man nach einer schon etwas älteren Umfrage, ist Kaffee hierzulande beliebte als Bier. Etwa einen halben Liter Kaffee pro Tag und Person trinkt der durchschnittliche Deutsche. Wenn man die nicht-Kaffeetrinker dazu rechnet, ist das recht viel, nämlich sogar deutlich mehr als ein halber Liter. Da stellt sich natürlich die Frage: ist das überhaupt noch gesund? Schließlich wird man aus Naturheilkreisen ja immer wieder, dass Kaffee ein ziemlich ungesundes Getränk ist. Aber was ist dran?
Zunächst einmal: Kaffee und Flüssigkeitshaushalt
Es wird ja immer wieder gerne behauptet, dass Kaffee dem Körper Wasser entzieht. Wir haben beispielsweise früher noch in der Heilpraktikerschule gelernt, dass man zum Ausgleich für jede Tasse Kaffee zehn Tassen Wasser trinken müsse. Das ist natürlich Unsinn. Kaffee kann etwas mit den Flüssigkeitshaushalt zu tun haben - muss aber nicht. Dieses „Kann“ hängt von verschiedenen Faktoren ab: beispielsweise dem Hormonhaushalt und dem vegetativen Nervensystem. Bei Bluthochdruck ist es so, dass Kaffee sogar Wassereinlagerungen im Körper fördern kann. Das ist zwar nur selten und erst bei hohen Mengen der Fall, ist aber mindestens ebenso unangenehm wie die vermutetet Wirkung, Kaffee würde dem Körper Wasser entziehen. Sollten Sie unter Ödemen leiden und zudem überwiegend einen erhöhten Blutdruck haben, sollten Sie keinesfalls mehr als ein bis zwei Tassen Kaffee pro Tag trinken. Sie sollten ihn sogar eher ganz vermeiden. Auch wenn sie Herz-Kreislauf-Medikamente und / oder Mittel einnehmen, die den Körper entwässern, sollten Sie mit Kaffee in jedem Fall sehr zurückhaltend sein. Ansonsten gilt für die meisten von uns: Kaffee beeinträchtigt nicht den Flüssigkeitshaushalt. Unbedingt dazu zählen zu der getrunkenen Flüssigkeit würde ich ihn allerdings nicht. Kaffee ist nun einmal kein Wasser. Sie würden wahrscheinlich auch nicht Limonade oder Cola zur aufgenommenen Flüssigkeit zählen wollen - wenn Sie ein wenig gesundheitsbewusst sind.
Kaffee – enthält er Antioxidantien?
Kaffee hat tatsächlich Stoffe in sich, die Zellen schützen. Sie zählen zu den Flavonen, den sekundären Pflanzenstoffen. Was das angeht, ist eine Tasse hochwertiger Kaffee durchaus mit zwei Orangen vergleichbar. Diese Antioxidantien schützen vor Zellstress, aber nicht nur das: sie helfen dem Immunsystem auch, kranke Gewebsstrukturen abzubauen. Vorausgesetzt, man trinkt den Kaffee nicht mit Milch. Die in der Milch enthaltenen Aminosäuren verhindern den Prozess nämlich! Es ist seltsam, dass Kaffee Antioxidantien enthält, denn geht man nach der Naturheilkunde, sollte er eigentlich den Körper „übersäuern“. Antioxidantien schützen den Körper aber vor sauren Stoffwechselprodukten. Ob Kaffee den Säure-Base-Haushalt des Körpers nun verschlechtert oder nicht, dazu findet sich unendlich viele Literatur. Um die durchaus gegensätzlichen Aussagen mal unter einen Hut zu bringen: es hängt vom Stoffwechseltyp ab. Der so genannte „moderate Sympathikustyp“ kann vom Kaffee gesundheitlich sogar profitieren. Das sind Typen, die leicht zu Unruhe neigen, ohne von ihrem Grundcharakter ausgesprochen unruhig zu sein. Sie sind immer pünktlich, starke Denker und sie legen sich ins Zeug - sind gelegentlich reizbar, aber kaum cholerisch. Sie fühlen sich gelegentlich erschöpft und ausgebrannt, aber dieser Zustand ist nur vorübergehend.
Es ist genau dieser Typ, der insgesamt noch relativ wenig krank wird. Im Alter ab 50 jedoch neigt er zu vielen degenerativen Erscheinungen, die sich allmählich einstellen. Für diesen Typ sind ein bis zwei Tassen pro Tag empfehlenswert. Sollte sich aber wirklich um hochwertigen Kaffee aus organischem Anbau handeln.An den beiden extremen Enden der Skala stehen jedoch Typen, die in jedem Fall einen großen Bogen um Kaffee machen sollten. Die starken Sympathikus-Typen, die bereits an typischen Sympathikus Erkrankungen wie Bluthochdruck, Arteriosklerose, chronischer Verstopfung und Diabetes 2 sowie verschiedenen, chronischen Gelenkserkrankungen leiden - Sie sollten einen Bogen um Kaffee machen. Das gleiche gilt für das andere Extrem: falls Sie an einem Burnout-Syndrom leiden sollten oder gar am körperlichen Äquivalent, dem chronischen Erschöpfungssyndrom - machen Sie einen großen Bogen um Kaffee. Er wird Ihnen nicht gut tun. Das gleiche gilt für Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Morbus Crohn oder Hashimoto-Schilddrüsenerkrankung.
Schützt Kaffee vor Krebs?
Es gibt tatsächlich einige Hinweise darauf, dass Kaffee vor Krebs schützen kann. Beim relativ „harmlosen“ Hautkrebs „Basaliom“ soll der Genuss von Kaffee das Risiko um 10-20 % reduzieren. Ähnliches, wenn auch durchaus mit gemischten Ergebnissen, ist für andere Krebsarten dokumentiert. Offensichtlich entfalten die sekundären Pflanzenstoffe des Kaffees hier eine wohl tuende Wirkung. Auf der anderen Seite: auch hier dürfte sich wieder der „moderate Sympathikustyp“ angesprochen fühlen.
Schwangerschaft und Stillzeit
Babys und Stillkindern - im Mutterleib und außerhalb davon - fehlt ein wichtiges Enzym, das Koffein im Körper abbaut. Deswegen lautet hier meine klare Empfehlung: keinen Kaffee während der Schwangerschaft und Stillzeit!
Erkrankungen der Gallenwege
Hier gibt es ein klares Plus für den Kaffee: regelmäßiger Kaffeegenuss wird mit einem um ein knappes Drittel verringerten Risiko in Zusammenhang gebracht, Gallensteine zu bekommen. Es ist keineswegs anzunehmen, dass die positiven Wirkungen hier halt machen. Kaffee scheint tatsächlich den Leberstoffwechsel zu aktivieren. Deswegen müssen Sie allerdings nicht mit dem Kaffeetrinken anfangen. Es gibt zahllose Substanzen aus der Natur, die das besser können als Kaffee!
Und was ist mit den Magen?
Sodbrennen, Magendruck, Völlegefühl: Sie alle kennen die heilige Dreifaltigkeit der Verdauungsbeschwerden für die pharmazeutische Industrie. Ist es richtig, dass diese vornehmlich durch Kaffee ausgelöst werden? Weniger durch Kaffee an sich, sondern vielmehr durch Reizstoffe. Und dieser reizende Faktor liegt zumindest beim Kaffee überwiegend an der Röstung, weniger am Kaffee selbst.
Vorsicht! Hormonelle Probleme bei der Frau!
Dieses besondere Kapitel findet relativ wenig Beachtung in der Gesundheitsliteratur. Frauen, die zu Übergewicht unterhalb der Gürtellinie neigen, sollten eher einen Bogen um Kaffee machen. Diese Frauen sollten allerdings auch ein Übermaß an Milchprodukten, Getreide, Zucker und Nachtschattengewächsen vermeiden.
Nicht nur die Dosis macht das Gift. Es kommt vor allen Dingen auch darauf an, in welcher Situation der Kaffeetrinker sich befindet. Kaffee ist an sich kein ungesundes Genussmittel, kann aber im Einzelfall mehr Schaden als Nutzen bringen. Allerdings sind die Warnungen in der „alternativen Gesundheitsliteratur“ ziemlich übertrieben. Wenn Sie keine besonderen gesundheitlichen Probleme haben sollten, können Sie sich gerne ein bis zwei Tassen hochwertigen Kaffee pro Tag gönnen!
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