Die Kartoffel – tolle Knolle oder Gesundheits-Falle?

Kartoffel

Die Kartoffel: ein (gar nicht so) traditionelles Gemüse

Allen modernen Diät-Trends zum trotz: die Kartoffel ist  und bleibt eine der beliebtesten Gemüsesorten Mitteleuropas. Die Kartoffel ist in der deutschen und mitteleuropäischen Küche so weit verbreitet und so beliebt, dass es dem Eindruck macht, sie wäre schon seit vielen Jahrhunderten oder Jahrtausenden fester Bestandteil der europäischen Küche.

Jedoch ist die Kartoffel nicht einmal europäischen Ursprungs! Tatsächlich wurde sie erst im 16. bis 17. Jahrhundert aus Mittel- und Südamerika eingeführt. Es dauerte bis Ende des 17. Jahrhunderts, bis sie in Mitteleuropa wirklich Fuß fasste. Die Kartoffel ist damit gar nicht mal ein traditionell europäisches Nahrungsmittel.

 

Die Kartoffel: botanisches und sonstiges wissenswertes…

Botanisch gesehen gehört die Kartoffel zu den Nachtschattengewächsen. Zu diesen gehören auch Paprika, Tomaten, Peperoni, Chili und Auberginen. Der lateinische Name ist Solanum tuberosum. Interessant bei der Kartoffel ist, dass ihre essbaren Bestandteile im Gegensatz zu ihren Geschwistern unter zu finden sind. Die Kartoffelpflanze bildet auch oberirdische Gewächse aus, die so genannten Kartoffelbeeren. Diese sollte man allerdings nicht verzehren: Sie sind sehr giftig.

Überhaupt zählen zu den Nachtschattengewächsen auch sehr giftige Pflanzen wie die Tollkirsche und der bittersüße Nachtschatten. Aus dieser Tatsache erwächst auch eine Kritik gegenüber den Kartoffeln, vor allen Dingen aus der Ernährungsszene. Doch dazu später mehr.

Kartoffeln sind relativ unkompliziert anzubauen, stellen keine hohen Ansprüche an Standort und Klima und liefern auf geringer Fläche einen hohen Ertrag. Dies machte sie vor allen Dingen in Notzeiten zu einer beliebten Kulturpflanze.

Die Kartoffel: deswegen gilt sie als gesund!

Um eines sicherzustellen: in den nächsten Absätzen werde ich nicht von gewissen kulinarischen Varianten der Kartoffel wie beispielsweise dem frittierten Stäbchen reden, sondern von den traditionellen Formen, vor allen Dingen Pellkartoffeln und Salzkartoffeln.

Nicht zu Unrecht gilt die Kartoffel als ein sehr gesundes Lebensmittel: obwohl sie relativ stärkereich ist - sie liefert im Durchschnitt zwischen 13 und 22 % Kohlenhydrate - ist das Verhältnis von Nährstoffen und Kalorien dennoch sehr gut. Kartoffeln enthalten Provitamin A, B-Vitamine, Folsäure und Vitamin C. Sie sind äußerst arm an Fett und enthalten wichtige Mineralstoffe, vor allen Dingen Kalium, aber auch Calcium und Magnesium. Die Schale der Kartoffeln ist Träger von Ballaststoffen. Das ist nicht in jedem Aspekt unproblematisch, für die Mehrheit der Bevölkerung allerdings sehr positiv.

Darüber hinaus enthält die Kartoffel das komplette Profil alle essenziellen Aminosäuren. Im richtigen Verhältnis zum Beispiel mit Ei kombiniert (etwa 2:1), ergibt sich daraus eine enorm hohe biologische Wertigkeit. Das bedeutet, dass die Kartoffel in Verbindung mit anderen Nahrungsmitteln auch ein hervorragender Eiweißlieferant ist.

In der richtigen Kombination mit Ei lässt sich eine biologische Wertigkeit von 130 % erreichen. Das bedeutet: wenn Sie mit einer Portion Kartoffel mit Ei 20 g Eiweiß zu sich nehmen, ist dies für die körperliche Biochemie so, als hätte man 26 g Eiweiß zu sich genommen.

Die Kartoffel, Low-Carb und Paläo

Nicht alle Menschen, die sich beruflich oder auch nur aus Eigeninteresse mit Ernährung beschäftigen, gewinnen der Kartoffeln nur Gutes ab. Verfechter einer kohlenhydratarmen Ernährung raten von Verzehr der Kartoffel ab oder legen zumindest eine Mengenbegrenzung nahe. So heißt es beispielsweise in der „Paläo-Szene“ (Paläo ist eine Abkürzung für Steinzeiternährung): „während die Kartoffel vor allen Dingen für Sportler und Menschen, die körperlich hart arbeiten, als Nahrungsmittel interessant ist, sollten Personen mit Magen-Darm-Problemen und solche, die abnehmen wollen, die Kartoffel eher vermeiden“.

Tatsächlich gibt es einzelne Aspekte an der Kartoffel, die sie in einem nicht zu günstigen Licht erscheinen lassen. Z.B.

  • Kartoffeln enthalten so genannte Glykoalkaloide, das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die ab einer bestimmten Menge Giftwirkung auf den Körper entfalten. Sie stecken allerdings überwiegend in der Schale und sind in neueren Varianten „herausgezüchtet“.
  • Kartoffeln enthalten Lektine. Lektine sind Zucker-Eiweiß-Verbindungen, die bei einer bereits gestörten Darmfunktion (Leaky-Gut, Mangel an sekretorischem Immunglobulin A) schädigende Wirkung entfalten können und zu Entzündungen beitragen können

In einem Ernährungsforum meldete sich eine Dame zu Wort, die über Jahre hinweg an einer Schwellung des Kniegelenks litt. Nachdem sie Kartoffeln und andere Nachtschattengewächse konsequent aus der Ernährung verbannt hatte, schwoll das Knie ab und war wieder normal belastbar.

Der amerikanische Ernährungsexperte Loren Cordain ist der Meinung, dass der übermäßige Verzehr von Kartoffeln und andere Nachtschattengewächsen bei entsprechender Veranlagung Krankheiten wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Multiple Sklerose und Autoimmunerkrankungen begünstigen kann. Natürlich ist dies nicht auf alle Menschen übertragbar.

Kartoffeln: sauer, basisch? Was ist mit der Phytinsäure?

Die meisten, auch so genannte alternative Ernährungsseiten, entsprechend der Kartoffel eine basische Stoffwechselreaktion zu. Falls Sie sich schon eine Weile mit Gesundheit beschäftigen, wissen Sie sicherlich, dass basisch im Allgemeinen als positiv angesehen wird. Wie sie allerdings im Körper tatsächlich reagiert, hängt auch vom Menschen bzw. vom Darm ab. Kartoffeln enthalten kein Gluten, dafür aber gewisse Mengen Phytinsäure. Der Gehalt ist jedoch niedriger als bei Reis oder erst recht bei Getreide. Empfindliche Menschen profitieren jedoch nicht unbedingt vom Nährstoff- und Mineralstoffgehalt. Daher sollte man vorsichtig sein, die Kartoffel grundsätzlich als „basisches“ Lebensmittel zu klassifizieren.

Besser vermeiden: Triebe und grüne Stellen

Ernährungsexperten wissen Bescheid: die grünen Stellen bei der Kartoffel sollten möglichst nicht gegessen bzw. großzügig herausgeschnitten werden. In ihnen reichert sich das giftige Solanin an. Das gleiche gilt für die Triebe. Der Gehalt an giftigen Alkaloide ist in den Trieben und den grünen Stellen um den Faktor 70 höher als im Fruchtfleisch! Erbrechen, Übelkeit und Durchfall sind eine mögliche Folge davon.

Sind Süßkartoffeln eine Alternative?

In den letzten Jahren breiten sie sich auch bei uns als kulinarische Besonderheit mehr und mehr aus: die so genannten Süßkartoffeln. In vielen Aspekten sind die Süßkartoffeln den normalen Kartoffeln recht ähnlich. Aber es gibt Unterschiede:

Zum Einen entstammen die Süßkartoffeln einer botanisch völlig anderen Familie. Sie zählen nicht zu den Nachtschattengewächsen. Der lateinische Name der Süßkartoffeln ist „Ipomoea Batatus“. Zum Zweiten gibt es einige Unterschiede im Nährstoffprofil, aber auch im Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen.

So zählt Dr. Steven Gundry die Süßkartoffeln zu den lektinarmen Nahrungsmitteln. Im Gegensatz zu den normalen Kartoffeln, die seiner Meinung nach zu den lektinreichen Lebensmitteln gehören. Auf der Soll-Seite steht aber der erheblich höhere Gehalt an Oxalsäure, die ihrerseits wiederum die Nieren belasten und für verschiedene Beschwerden sorgen kann, unter anderem der Gelenke. Auch das Nährstoffprofil der Süßkartoffel ist etwas anders als das der normalen Kartoffel. Normale Kartoffeln enthalten wesentlich weniger Vitamin A, dafür aber deutlich mehr Vitamin C als Süßkartoffeln. Auffällig ist: der Gehalt an Kohlenhydraten und Zucker ist in der Süßkartoffel deutlich höher.

Die Süßkartoffel ist also nicht per se gesünder oder um gesünder als die normale Kartoffel. Vielmehr entscheiden bestimmte Beschwerden und immunologische Konstellationen im Menschen darüber, welche dieser Feldfrüchte besser vertragen wird.

Mein Fazit

Wenn nicht spezielle gesundheitliche Probleme vorliegen, sind Kartoffeln sinnvoller und preiswerter Bestandteil einer gesunden Küche. Vor allen Dingen im Verhältnis zum Aufwand und zum Preis sind sie hervorragende Nährstofflieferanten. Sie können die biologische Wertigkeit eiweißreiche Nahrungsmittel deutlich erhöhen.

Wer abnehmen möchte, für den sind sie immer noch sinnvoller als vergleichbare Mengen beispielsweise an Getreide (Pasta oder Brot). Bestimmte Inhaltsstoffe können bei entsprechender immunologischer vorbelasteten Personen oder solchen mit Darmproblemen jedoch Entzündungen auslösen.

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