Niedriger Blutdruck – was tun?

Niedriger Blutdruck

Niedriger Blutdruck - eine klassische Frauenkrankheit? Magazine und Gesundheitsratgeber sind voll von diesem Thema: was tun, wenn der Blutdruck zu hoch ist? Über niedrigen Blutdruck spricht hingegen so gut wie niemand. Manche Ärzte sind sogar der Meinung, dass ein zu niedriger Blutdruck ja gesund sein müsse, da ein zu hoher Blutdruck grundsätzlich schädlich ist.

Niedriger Blutdruck gilt als typische Frauenkrankheit: schlanke, junge Frauen seien am häufigsten betroffen, so heißt es. Aber natürlich kann ein zu niedriger Blutdruck auch Männer betreffen - wenn auch seltener. Man spricht von einem erheblich erniedrigten Blutdruck, wenn der obere bzw. untere Wert (der „systolische“ bzw. „diastolische“ Wert) größtenteils oder dauerhaft unter 105 bzw. 60 liegt.

Der Blutdruck korrespondiert häufig mit dem Gewicht und dem Alter: je älter eine Person ist, umso höher steigt der Blutdruck. Den gleichen, positiven Bezug gibt es beim Körpergewicht: übergewichtige Menschen neigen eher zu erhöhtem Blutdruck, sehr schlanke bzw. untergewichtige Menschen zu erniedrigten Blutdruck. Aber lassen Sie sich nicht täuschen! Ich habe auch schon einen dauerhaft erniedrigten Blutdruck bei Frauen nach den Wechseljahren mit normalem oder sogar leichtem Übergewicht erlebt, gelegentlich sogar bei älteren Herren!

Das sind die Symptome:


Stehen Sie schnell auf, wird Ihnen schwindlig und eventuell schwarz vor den Augen. Sie haben das Gefühl, sich in einem Fahrstuhl zu befinden, der nach unten fährt. Die Knie werden weich, der Puls schießt in die Höhe, Sie schnappen nach Luft und fühlen sich atemlos. So in etwa geht es Ihnen, wenn Sie sich mit einem notorisch erniedrigten Blutdruck morgens aus dem Bett erheben. Ist der Blutdruck dauerhaft zu niedrig, kommt es außerdem zu folgenden Symptomen:

  • Müdigkeit
  • Konzentrationsschwäche
  • Kopfschmerz
  • kalte Extremitäten
  • Blässe
  • reduziertes Immunsystem / Infektanfälligkeit
  • erhebliche Kreislaufbeschwerden bei hoher Wärme, insbesondere Schwüle
  • Durchblutungsstörungen

Niedriger Blutdruck - nicht ganz so harmlos wie es scheint!

Gerade bei den letzten beiden Symptomen bemerken Sie bereits, dass ein dauerhaft erniedrigter Blutdruck durchaus nicht so harmlos ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Lapidar mag man einwenden: aber nur ein hoher Blutdruck ist doch auf die Dauer gefährlich! Ein erniedrigter Blutdruck ist dann doch eher vorteilhaft für die Gesundheit, besonders, wenn man in ein bestimmtes Alter kommt! Durch diesen Satz wiegt man sich gerne in Sicherheit: in der letzten Zeit wird ja schließlich behauptet, dass ein Blutdruck über 120 zu 80 bereits krankhaft ist!

Fakt ist jedoch: ein dauerhaft zu niedriger Blutdruck kann die Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Hier einige Probleme, die Menschen mit einem zu niedrigen Blutdruck haben:

Eine italienische Studie mit über 100.000 Probanden brachte es an den Tag: bei über 65-Jährigen Personen, die dauerhaft an einem zu niedrigen Blutdruck leiden, lag das Sterberisiko in Abhängigkeit vom Alter zu einer Vergleichsgruppe um sage und schreibe 50 % höher! Das sagt zwar noch relativ wenig über die absolute Zahl. Aber das müssen Sie sich ungefähr so vorstellen:

Wenn von 20 Personen 10 mit dem 65. Lebensjahr einen zu niedrigen Blutdruck haben und von den zehn Personen mit einem normalen Blutdruck noch vier den 80. Geburtstag feiern können, sind es von den zehn Personen mit einem zu niedrigen Blutdruck nur noch zwei Personen!

Menschen mit einem niedrigen Blutdruck sind gefährdet, an folgenden ernsthaften Leiden zu erkranken:

  • Schlaganfall
  • Herzinsuffizienz
  • Niereninsuffizienz
  • Venenklappeninsuffizienz (mit Ödemen und Durchblutungsstörungen)
  • Erhöhtes Sterberisiko nach einer Operation

Es ist also durchaus wichtig, zumindest gegen dauerhaft niedrigen Blutdruck etwas zu unternehmen.

Unangenehme Ursachen für einen zu niedrigen Blutdruck:

Gelegentlich steckt hinter einem zu niedrigen Blutdruck auch eine organische Krankheit. Wer langfristig und chronisch unter einem zu niedrigen Blutdruck leidet, sollte bei einem Arzt klären lassen, ob er nicht unter

  • einer Schilddrüsenunterfunktion
  • einer Insuffizienz der Nebennierenrinde
  • einem chronischen Infekt
  • einem chronischen Erschöpfungssyndrom
  • einer chronischen Entzündung, eventuell des Verdauungstrakts
  • einer Depression oder
  • den Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten leidet!

Zu niedriger Blutdruck: diese Dinge sollten Sie besser nicht tun!

Um den zu niedrigen Blutdruck kreisen noch weitere Mythen über die angebliche Harmlosigkeit hinaus. Einer dieser Mythen betrifft das liebste Getränk der Deutschen: den Kaffee. Menschen mit einem zu niedrigen Blutdruck sollten nämlich mit Kaffee äußerst zurückhaltend sein, da er gerade bei häufiger Erschöpfung das Gegenteil von dem macht, was man annimmt. Das Koffein regt den Blutdruck nur sehr kurzfristig an. Der Körper passt sich an den „Kick“ an wie an eine Droge. Dazu kommt, dass regelmäßiger Kaffeegenuss vor allen Dingen morgens eher für eine Abnahme des körpereigenen Stresshormons Cortisol sorgt. Die Folge: der Blutdruck sinkt noch weiter!

Ein weiterer Mythos: Zucker und Energydrinks sollen den Blutdruck anregen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Bei Menschen mit einem von vornherein zu niedrigen Blutdruck wird durch diese Maßnahmen Blut und Energie im Verdauungstrakt gebunden. Kopfschmerzen, Schwindel und Schwächegefühl sind die Folge. Nach einem kurzen Kick folgt die lange Lethargie!

Die kalte Dusche wird bei niedrigem Blutdruck immer wärmstens empfohlen. Allerdings - auf das Wie kommt es an. Von null auf 100 in 3 Sekunden? Das funktioniert mit einem Ferrari, aber nicht mit Ihrem Körper! Wer sich ohne eine Gewöhnung unter die kalte Brause stellt, der kriegt einen regelrechten Schock - und der wiederum treibt den Puls schneller hoch als den Blutdruck!

Besser ist es, die Waden kalt abzuduschen und dazwischen kurze, warme Phasen einzubauen. Wer dann abenteuerlustig ist, kann den Dusch-Strahl langsam nach oben wandern lassen.

Sinnvolle Maßnahmen bei zu niedrigem Blutdruck:

  • Hochwertiges Salz: ein hochwertiges Meersalz oder Himalaya-Kristallsalz sollte es dann aber schon sein – Sie brauchen mit Salz nicht zu sparen. Vermeiden Sie aber dennoch minderwertige Industrieprodukte mit viel Salz, wie beispielsweise Chips
  • Frottieren: nach dem Duschen die unteren Extremitäten, aber auch den Rücken kräftig Frottieren. Das regt die Durchblutung an
  • Sport: die Sportabteilung sieht für die Menschen mit zu niedrigem Blutdruck moderaten Ausdauersport vor. Falls Sie untergewichtig sein sollten, sollten Sie versuchen, mit Krafttraining mehr Muskelmasse aufzubauen.
  • Kneipp-Anwendungen (aller Art) – alt, aber in diesem Fall immer wieder gut!
  • Ginseng-Präparate aller Art – ob nun der echte koreanische Ginseng oder der sibirische Ginseng – regen den Kreislauf an
  • Die klassischen mediterranen Küchenkräuter Rosmarin, Thymian und Salbei stärken den Kreislauf und steigern den Blutdruck - in der Suppe ebenso wie im Bad!
  • Weißdorn stärkt das Herz sanft und mildert ebenso einen zu niedrigen Blutdruck ab!
  • Für morgendliche Anlaufschwierigkeiten: dehnen und strecken Sie sich im Bett, bewegen Sie sich, strecken Sie die Beine nach oben, praktizieren Sie „Rad fahren“ – bevor Sie aufstehen!
  • Pauschal kann man dies nicht sagen, aber: es kann sinnvoll sein, wenn Sie mehr Eiweiß und eventuell mehr (hochwertiges) Fett zu sich nehmen, und das womöglich schon beim Frühstück. Erhöhen Sie die Eiweißmenge vorsichtig (aus Fisch, aus Wild, aus Rind, aus Geflügel, aus Eiern, aus an gekeimten Hülsenfrüchten und aus Milchprodukten, falls verträglich) und beobachten Sie, wie Sie sich fühlen, vor allen Dingen auch vom Kreislauf her!
Mein Fazit

Er macht sich stärker bemerkbar als ein hoher Blutdruck - und ist durchaus nicht immer so harmlos, wie man meint. Ein dauerhafter niedriger Blutdruck kann durchaus chronische Beschwerden und sogar ernsthafte Krankheiten nach sich ziehen. Zum Glück ist ein zu niedriger Blutdruck in den allermeisten Fällen mit einfachen Maßnahmen, eventuell auch mit Naturheilmitteln in den Griff zu kriegen. Verschreibungspflichtige Medikamente benötigt man nur ganz selten!

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