„Polyglobulie“ – was ist zu tun?

Polyglobulie

Viele meiner Leser sind mit dem Begriff Anämie vertraut. Er bedeutet „Blutarmut“. Anämie bezieht sich (fast) immer auf ein Defizit, das sich aus der Analyse der roten Blutkörperchen ergibt: zu wenige, zu klein, verformt, zu geringer Eisengehalt.

Der Begriff Polyglobulie meint das Gegenteil davon: zu viele rote Blutkörperchen. Ebenso wie die Anämie, kann die Polyglobulie zu gesundheitlichen Risiken und Problemen führen.

Polyglobulie – was ist das und woher kommt sie?

Man unterscheidet zwei Formen der Polyglobulie: die primäre bzw. essenzielle Polyglobulie und die sekundäre Polyglobulie. Kommen wir zunächst zur zweiten Form:

Die sekundäre Polyglobulie ist die Folge eines lokalen oder systemischen Sauerstoffmangels. Der simpelste Grund, warum es zur Polyglobulie kommen kann ist Höhenluft. Wer sich über einen längeren Zeitraum in großen Höhen aufhält - große Höhen hier definiert als eine Höhenlage von mindestens 2100 m über dem Meeresspiegel - entwickelt nach einigen Wochen sozusagen reflektorisch eine Polyglobulie. Durch die Abnahme des Sauerstoffgehalts („dünne Luft“) versucht der Körper die Sauerstoffversorgung der Zellen zu verbessern und bildet mehr rote Blutkörperchen. Normalerweise geht diese Form der Polyglobulie wieder zurück, sobald sich der Betroffene in tiefen Lagen aufhält.

Diesen Effekt macht man sich bei Leistungssportlern sogar zu Nutze: durch das so genannte Höhentraining kommt es zur Steigerung der Effizienz der Sauerstoffversorgung der Muskulatur. Der Körper wird leistungsfähiger. Natürlich hat dieses Konzept seine Grenzen. Aber es gibt auch krankhafte Ursachen für die Polyglobulie:

Eine Unterversorgung des Körpergewebes mit Sauerstoff findet sich bei chronischen Erkrankungen der Atemwege sowie bei starken Rauchern. Asthmatiker, Menschen mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung sowie bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, nach Herzinfarkt sowie bei Herzschwäche erkranken sekundär an einer Polyglobulie, wenn vor allen Dingen die Extremitäten nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden.

Eine Polyglobulie kann sich auch infolge der chirurgischen Entfernung der Milz einstellen. Außerdem sind noch folgende Ursachen möglich:

  • Nierentumor
  • Schock
  • Flüssigkeitsverlust, beispielsweise durch Austrocknung, zu geringes Trinken

Die wesentlich seltenere Form der Polyglobulie ist die primäre oder essenzielle Polyglobulie: die entsteht schlicht und ergreifend aus dem Grund heraus, dass die blutbildenden Zellen des Knochenmarks mehr rote Blutkörperchen ausbilden. Es handelt sich dabei um eine bösartige Erkrankung, die medizinisches Eingreifen erfordert.

Was sind die Symptome einer Polyglobulie?

Eine leichte Polyglobulie macht in aller Regel keine Symptome. Anders sieht es aus, wenn der Körper bereits durch Herz-Kreislauf-Probleme vorbelastet ist, beispielsweise durch eine Arteriosklerose. Blutgerinnsel oder Thrombosen können sich leichter ausbilden. Das Blut ist „dicker“ und kann die feinsten Blutgefäße, die so genannten Kapillaren, nicht mehr so gut passieren. Durchblutungsstörungen aufgrund einer Polyglobulie treten ohne Vorbelastungen des Herz-Kreislauf-Systems aber in aller Regel erst bei stärkeren Formen auf.

Hier die wichtigsten Symptome der Polyglobulie:

  • Rötung der Schleimhäute (lässt sich gut an den Lippen beobachten)
  • starke Rötung des Gesichts
  • Kopfschmerzen
  • Ohrensausen
  • Atemnot im Liegen
  • Schwindel
  • Durchblutungsstörungen
  • Neigung zu Thrombosen und Embolie

Wie lässt sich eine Polyglobulie behandeln?

Bei einer primären Polyglobulie wird medizinisch therapiert: es kommen bestimmte Chemotherapeutika und Interferon zum Einsatz. Begleitend zu diesen Maßnahmen empfiehlt sich in jedem Fall eine hohe Flüssigkeitszufuhr - idealerweise mehr als 3 l Wasser täglich - eine natriumarme Ernährung und eine reduzierte Eisenzufuhr, also eine Ernährung, die überwiegend vegetarisch ist. Diese Maßnahmen empfehlen sich zur Begleitung auch bei sekundärer Polyglobulie.

Bei der sekundären Polyglobulie kommen als behandelnde Maßnahmen infrage:

  • Nach längerem Aufenthalt in der Höhe: Aufenthalt in tieferen Lagen, idealerweise unter 800 m über dem Meeresspiegel
  • bei Rauchern: Rauchen aufgeben
  • Blut spenden bzw. Aderlass
  • Reduktion des Gewichts auf das Normal- bzw. Idealgewicht
  • der regelmäßige Verzehr von: Cayennepfeffer, Gingko-Extrakt, Knoblauch sowie das Trinken von Granatapfel-Muttersaft zur Gefäßpflege
  • eine natriumarme Ernährung: wenig Kochsalz!
  • Bei Bluthochdruck: die Zufuhr von Magnesium und Kalium steigern
  • bei Gefährdung durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck oder metabolisches Syndrom: die Reduktion von Zucker und Transfettsäuren auf ein möglichst niedriges Niveau!
Mein Fazit

Die primäre oder essenzielle Polyglobulie ist eine schwer wiegende, bösartige Krankheit, bei der man sich unbedingt in medizinische Beratung und Behandlung begeben sollte. Die sekundäre Polyglobulie ist die Folge von Sauerstoffmangel oder Volumenverlust. Die wichtigsten Maßnahmen sind es, den Körper zu entlasten (eventuell Aderlass bzw. Blutspende) und die Durchblutung zu optimieren. Menschen, die sich in großer Höhe aufhalten, sollten schnellstmöglich in Regionen nur wenig über dem Meeresspiegel gebracht werden!

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