Probiotika: Wirlich ein Wundermittel oder nutzlos?

Probiotika

Sie sind ein Mysterium geblieben, und auch die Werbung, die sie mehr oder weniger tagtäglich anpreist, konnte nicht ändern, dass wir sie bis heute nicht so ganz verstehen, so genannte Probiotika, Präparate mit lebenden Darmkeimen, welche die Darmflora umstimmen sollen. Es gibt viele Missverständnisse im Zusammenhang mit den überall käuflichen Joghurts, aber auch mit den medizinischen Produkten, die zwar nicht durch einen Arzt verordnet werden müssen, aber dennoch nur in der Apotheke gekauft werden können.

Hatten Sie heute schon einen Joghurt?

Wenn Sie zum Frühstück einen „stinknormalen“, womöglich noch schön gesüßten Früchtejoghurt hatten, wird der an ihrem Darm nicht viel ändern. Wenn sie einen biologischen Naturjoghurt hatten, sieht es ein wenig besser aus. Wenn sie dann auch noch einen dieser angereicherten „probiotischen“ Joghurts hatten, wie sieht es dann aus?

Die Antwort ist, ungefähr genauso wie nach einem biologischen Naturjoghurt. Nur um einiges teurer. Warum ist das so? Nun, beide enthalten (der Naturjoghurt natürlicherweise) Acidophilus und Bifidus. Und die haben eine subtile Wirkung auf den pH-Wert des Dickdarms, bringen ihn in den „leicht sauren“ Bereich.

Aber nur dann, wenn der Dickdarm vorher „neutral“ oder gar „basisch“ gewesen sein sollte (das ist nicht so günstig). Denn ein gewisser Säurereiz regt die Peristaltik an. Wir reden hier natürlich von geringen Säurereizen. Darum wundern Sie sich nicht, dass sie plötzlich so einen „guten Stuhlgang“ nach einem solchen Joghurt haben, egal ob natürlich oder angereichert.

Bringen medizinische Probiotika mehr?

Wenn Sie darauf hoffen, mit Pillen, die die nützlichen Dinger enthalten, mehr ausrichten zu können als mit Joghurts, dann muss ich sie leider enttäuschen. Zumindest nicht allein. Sie können – und das teilweise sehr gezielt – Symptome verbessern, die sich im Darm zeigen. Und das auf natürliche Weise. Aber man kann eine einmal etablierte Darmflora nicht einfach mit ihnen „ersetzen“. Das geht nicht!

Wir bauen die Darmflora um und machen den Darm gesund!

Das ist jedenfalls die Werbebotschaft diverser Joghurt-Hersteller. So nach dem Motto: Wir können nicht verhindern, dass der Darm durch Zivilisationseinflüsse träge, faul und krank wird, aber wir können ihn genussvoll wieder gesund pflegen!

Rechtlich gesehen, ist das eigentlich eine Irreführung. „Anwender“ berichten mir (und natürlich nicht nur mir), dass diese Joghurts durchaus wunderbar wirken. Allerdings nur, so lange sie gegessen werden. Denn die „neue Flora“ bleibt mitnichten im Darm.

Die dergestalt von außen zugeführte Darmflora verlässt den Darm nämlich schon nach wenigen Tagen wieder da, wo alles irgendwann einmal den Darm verlässt. Doch das Milieu ändert sich nicht. Denn um das Darmmilieu einmal komplett umzubauen, vergehen nach Ansicht von Wissenschaftlern ungefähr anderthalb bis zwei Jahre Zeit...

Reizdarmsyndrom erfolgreich therapieren

Medizinische Hefen können Durchfall bremsen, nicht schädliche Coli-Bakterien ein Reizdarmsyndrom verbessern. Eine gute Spezies von Escherichia-Coli-Bakterien (von einer sehr schädlichen Variante lesen Sie dieser Tage in der Zeitung, dem EHEC) kann ein bestehendes Reizdarmsyndrom verbessern, indem es die Mastzellen daran hindert, Immunbotenstoffe wie Histamin oder Heparin freizusetzen. Und damit die Symptomatik bessert.

Gewisser Schutz vor Infektionen

Meiner Erfahrung nach können medizinische Probiotika einen gewissen Schutz der Darmschleimhaut vor Infektionen aufbauen, zumindest während sie eingenommen werden, sowie noch einige Wochen danach. Ein gewisser Schutz bedeutet in diesem Zusammenhang, dass unter dem Einfluss von Probiotika eine schwere Darminfektion nicht so dramatisch verläuft und eine leichtere Darminfektion eventuell im Keim verhindert wird.

Eine dramatische Infektion, wie etwa mit dem EHEC, könnte unter Umständen unter ihrem Einfluss leichter verlaufen, auf jeden Fall kann die Einnahme medizinischer Probiotika nicht schaden. Die meisten dieser kleinen Helfer enthalten Stoffe, die indirekt die Darmschleimhaut schützen und weniger durchlässig für Erreger, aber auch Alltagsgifte (wie beispielsweise Konservierungsstoffe) machen.

Längerfristig die Darmfunktion verbessern, heißt: an mehreren Stellen ansetzen

Wer seinen Darm aber tatsächlich längerfristig „umbauen“ beziehungsweise stabilisieren möchte, kommt um tiefergehende Maßnahmen nicht herum. Als da wären: Ernährungsumstellung (langsamer essen, gründlicher kauen, wenig oder nichts zum Essen trinken, ausgewogen essen), Enzymhaushalt anregen, Leber sanieren, dem Darm mit dem richtigen Maß an Ballaststoffen helfen und eventuell auch so genannte Präbiotika oder Synbiotika einsetzen. Dies allerdings nicht permanent, sondern immer mal zwischendrin.

Denken Sie daran:Nichts, was über Jahre entstanden ist, heilt binnen Tagen!

Mein Fazit

Probiotika sind kein Wundermittel und sollten auch nicht so missverstanden werden. Gezielt eingesetzt, können Sie einige Beschwerden lindern. Um allerdings langfristig die Darmgesundheit zu verbessern, sollte man den Einsatz medizinischer Probiotika mit anderen Therapien koppeln: gezielte Nahrungsergänzung etwa, Darmsanierung oder entgiftende Methoden!

Bewerten Sie diesen Beitrag
4,2/5 Sterne (15 Stimmen)
Artikel zum Thema "Probiotika" 15

Zurück

Jetzt für unseren Newsletter anmelden und Top-Gesundheitstipps alle 14 Tage kostenlos und unverbilndlich erhalten.

Ich bin einverstanden, dass ONE Media Group GmbH & Co. KG mich 1x wöchentlich über Gesundheitsthemen informiert. Die Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten erfolgt entsprechend den Bestimmungen der Datenschutzerklärung. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit widerrufen.

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN