Seelische Gesundheit – Wie wird sie definiert?
Die WHO definiert „Gesundheit“ als Zustand „vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens“ und nicht nur als die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen. Meiner bescheidenen Meinung nach eine sehr löbliche Definition. Ich würde allerdings noch folgendes hinzufügen: „…ohne, dass Medikamente, Psychopharmaka oder sonstige den Körper, den Geist oder die Seele beeinflussende Substanzen zum Erreichen oder zur Erhaltung dieses Zustandes notwendig wären.“
Seelische Gesundheit – wo beginnt sie genau?
Wenn man meinen letzten Zusatz mit in die Gleichung einbezieht, ist seelische Gesundheit weit mehr als die bloße Abwesenheit psychiatrischer Krankheitsbilder. Seelische Gesundheit beginnt da, wo die üblichen Querelen und Sorgen des Alltags nicht oder nur vorübergehend und kurzfristig Stimmung und Befinden beeinträchtigen.
Dies ist ein hohes Ideal, das in unserer Gesellschaft quasi nicht zu verwirklichen ist. Deswegen ist in der Vergangenheit immer wieder Kritik an der Definition des Begriffs „Gesundheit“ laut der WHO laut geworden. Es würde ein imaginäres Ideal angestrebt, das in der Praxis überhaupt nicht zu verwirklichen ist.
Dies liegt aber bei weitem nicht nur an unseren modernen Lebensbedingungen, sondern auch an einem großen Missverständnis bezüglich der Verflechtungen zwischen Körper und Seele.
Seelische Gesundheit: Mens Sana in Corpore Sano – und umgekehrt
Die Römer haben es so ausgedrückt, dass ein gesunder Geist in einem gesunden Körper steckt. Das bedeutet: ohne körperliche Gesundheit und Fitness ist seelische Gesundheit nicht möglich. Man braucht nicht Einstein zu sein, um diese Erkenntnis nachvollziehen zu können. Wenn Sie von Schmerzzuständen oder einer chronischen Entzündung geplagt werden, fühlen Sie sich nicht wohl. Es beeinträchtigt Ihre Stimmung, Ihre Laune und natürlich Ihre Motivation, sich dem Alltag mit all seinen Anforderungen zu stellen.
Doch der Leitsatz der Römer gilt auch umgekehrt: ein gesunder Körper setzt nämlich eine gesunde Seele voraus. Wer sich insgesamt in seiner Rolle, die er in der Gesellschaft einnimmt, nicht wohl fühlt und mit seinen Beziehungen und seiner Arbeit Probleme hat, wird mittelfristig körperliche Auswirkungen feststellen.
Wie stark und wie schnell der seelische Zustand den Körper beeinträchtigt, hängt fast ausschließlich vom „Mittler zwischen Körper und Geist“ ab: dem vegetativen Nervensystem.
Die Rolle des vegetativen Nervensystems
Es ist da, es schaltet, waltet und reguliert erstaunlich große Teile des menschlichen Stoffwechsels. Aber dennoch sind wir weit davon entfernt, es hundertprozentig zu verstehen. Die Rede ist vom vegetativen (oder autonomen) Nervensystem. Sollten Sie Probleme haben, die ihr geistiges und seelisches Wohlbefinden spürbar beeinträchtigen, können Sie die Auswirkungen auf Ihren Körper mit folgendem Test recht gut voraussagen:
Stellen Sie sich eine „Schwindel erregende“ Achterbahn vor Ihrem geistigen Auge vor. Wenn Ihr erster Gedanke sein sollte: „ WOW, klasse!“ - Dann geben Sie sich bitte die Schulnote „eins“. Solche erster Gedanke jedoch sein, dass ihnen allein von der Vorstellung schlecht wird, geben Sie sich bitte die Schulnote „sechs“. Für Vorstellungen, die dazwischen sind, geben Sie sich bitte die entsprechende Schulnote. Je unbehaglicher Ihnen die Vorstellung ist, umso schlechter sollte Ihre Schulnote sein.
Tatsächlich werden Schwindel und Übelkeit aufgrund beispielsweise einer Achterbahnfahrt, aber auch durch den Konsum von Alkohol, Drogen, großer Höhe, einer Schifffahrt etc. durch Schwankungen des vegetativen Nervensystems oder genauer gesagt eine Reizung des „Nervus vagus“, des enterischen Nervs, provoziert. Ist dieser Nerv besonders sensibel, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie an funktionellen Störungen Ihres Verdauungssystems, Migräne, Restless Legs Syndrom, Reizblase usw. leiden.
In gewisser Weise sagt der „Achterbahn-Test“ die Wahrscheinlichkeit voraus, mit der sie beispielsweise an einem Reizdarmsyndrom leiden oder irgendwann einmal leiden werden.
Stress im doppelten Sinne sensibilisiert
Wenn heute die Diagnose „Burnout-Syndrom“ aus dem Boden schießen wie Pilze nach einem Herbstregen, hat dies nicht nur mit „seelischen und geistigen Stressfaktoren“ zu tun. Diese sind zweifelsfrei bei beinahe jedem von uns gegeben. Doch der Stress der modernen Lebensweise und unserer Umwelt tut sein Übriges dazu. Wer heute Burnout hat, der leidet mit 90%-iger Wahrscheinlichkeit nicht nur an „Überforderung“. Es sind auch ganz bodenständig körperliche und umweltmedizinische Faktoren, die die seelische Gesundheit beeinträchtigen können. Hier eine kleine Auswahl:
- Nahrungsmittelzusatzstoffe
- reizende und dämpfende Stoffe wie Alkohol oder Koffein
- Medikamente
- Zucker (!), Insgesamt falsche Ernährung
- Nicht vollständig bereinigte Viruserkrankungen (in unserer modernen, zivilisierten Umwelt wesentlich wahrscheinlicher als unter natürlichen Bedingungen)
- Bewegungsmangel
- technische Strahlung
- langes Sitzen
- Belastung mit hormonähnlichen Substanzen, etwa durch Reinigungsmittel und Kosmetika
Dies sind Faktoren, die uns mehr oder weniger alle betreffen. Nahezu niemand kann sich hier ausnehmen. Viele Faktoren lassen sich heute gar nicht mehr vermeiden. Darum ist es kein Wunder, dass „psychische Diagnosen“, aber auch „psychosomatische Erkrankungen“ dramatisch zunehmen. Die Belastung durch Ängste, Sorgen und Nöte des Alltags ist das Eine. Doch müssen wir, wenn wir die äußerst wichtige seelische Gesundheit ganzheitlich betrachten wollen, ebenso die Faktoren unserer modernen Lebensweise mit dazu zählen. Ein gesunder Geist steckt in einem gesunden Körper – und umgekehrt!
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