Sehschwäche – mit Sehtraining zu besseren Augen?
Das Kapitel Sehtraining gehört zu den großen Kontroversen zwischen „Schulmedizin“ und „alternativen Heilmethoden“. Die einen behaupten, man könne eine Sehschwäche unmöglich mit Augenübungen lindern oder gar beheben. Die anderen hingegen, dass sich mit etwas Zeit und Geduld sehr wohl deutliche Unterschiede zeigen können: bis zu zwei Dioptrien seien realistisch, so die Advokaten des Sehtrainings.
„Kein Ergebnis“ = „falsches Ergebnis“ durch Sehtraining?
Vor etwa drei Jahren erschien ein Artikel über das Sehtraining nach der Methode Bates in der ZEIT. Eine Redakteurin stellte sich einem Wochenendseminar, um ihre offenkundige Sehschwäche zu lindern. Sie unterwarf sich den Übungen und resümierte sinngemäß folgendes: „nach dem Wochenende sehe ich zwar nicht besser, habe aber immerhin Entspannungsübungen für die Augen zum Beispiel nach Bildschirmarbeit zur Hand!“
Nun, mit ein wenig gesundem Menschenverstand leuchtet es ein, dass nach einem Wochenende mit Sehtraining keine Verbesserungen einer Sehschwäche zu erwarten sind. Diesem Prozess sollte man mindestens einige Wochen, eher einige Monate einräumen. Aber lassen Sie uns zunächst Sehschwäche ein wenig näher beleuchten.
Sehschwäche - was versteht man darunter?
Unter einer Sehschwäche versteht man einen Verlust der Sehschärfe. Dieser schränkt bestimmte Tätigkeiten - zum Beispiel Lesen, Autofahren oder das Bedienen von Maschinen - ein. Eine Sehschwäche sollte mithilfe einer Sehhilfe korrigiert werden. Zu den Sehhilfen zählen Brillen und Kontaktlinsen.
Man unterscheidet verschiedene Arten der Sehschwäche:
- Weitsichtigkeit
- Kurzsichtigkeit
- Alterssichtigkeit
- Stabsichtigkeit („Astigmatismus“)
- Schielen
- vorübergehende Sehschwäche durch Belastung der Augen (z.B. „Pseudomyopie“)
- Sehschwäche durch grauen oder grünen Star
- Altersbedingte Makuladegeneration (AMD)
- Netzhautprobleme
- Probleme der bildlichen Darstellung im Gehirn, etwa durch bestimmte Medikamente oder Krankheiten wie Schlaganfall, Epilepsie, Migräne etc.
Experten für Sehtraining sind der Auffassung, dass sich die ersten sechs Ursachen für Sehschwäche durch Augentraining mittelfristig lindern lassen. Konventionelle Optiker und Augenärzte sind da ganz anderer Meinung. Sie sagen, dass das Augentraining bzw. Sehtraining vergeudete Zeit ist. Rein physikalisch könnte man mit diesem Training seine Sehleistung nicht verbessern. Sie akzeptieren Sehhilfen als die einzige Methode, die Sehleistung zu verbessern.
Wie wir bei unseren Recherchen feststellen durften, gibt es Unterschiede beispielsweise im Bereich der Kurzsichtigkeit. Dazu gleich noch etwas weiter unten.
In vielen Fällen macht die Entspannung einen Unterschied!
Falls Sie an einer Sehschwäche leiden sollten: mussten Sie schon einmal sehr früh morgens das WC aufsuchen und hatten dabei den Eindruck, dass Ihr Augenlicht irgendwie schärfer ist? Die Entspannung der Augen kann tatsächlich einen Unterschied machen: und zwar zwischen 0,25 und 0,5 Dioptrien. Viele Übungen z.B. nach Bates oder auch nach Haase oder Angart laufen auf eine Entspannung der Augen hinaus. Dazu muss man sagen, dass tagesbedingte Unterschiede in Ihrer Sehkraft schon ein bisschen etwas über die Natur Ihrer Sehschwäche aussagen, zumindest bei Kurzsichtigkeit und Stabsichtigkeit.
Gerade in unserer modernen Zeit ist ja Verspannung ein großes Problem - auch bei den Augen. Wer konzentriert am Bildschirm arbeitet, weiß Bescheid: einige Stunden, und die Augen sind trocken und brennen. Sollten Sie dann noch zu den unglücklichen Personen gehören, die eine Gleitsichtbrille tragen müssen, kommt es noch schlimmer: der Nacken ist völlig verspannt. Der Grund: aufgrund der Gleitsichtbrille muss der Kopf starr in einer bestimmten Position gehalten werden. Dadurch wird die Durchblutung zum Kopf vermindert.
Da ist es kein Wunder, dass es mit der Flexibilität der Augen hapert. Diese Flexibilität bezeichnen wir als Akkomodationsfähigkeit - die Fähigkeit, die Augen auf große und kleine Entfernungen einzustellen.
Wichtig beim Sehtraining ist die Akkomodationsfähigkeit
Bei vielen Augenübungen wird diese Fähigkeit trainiert. Beispielsweise halten Sie den Daumen ca. 20 Zentimeter vor ihre Augen und blicken abwechselnd auf Ihren Daumen und in die Ferne. Dies wird in kurzen Zeitabständen einige Male am Tag wiederholt. Kurzsichtige Personen besorgen sich eine Snellen-Tafel und machen mit ca. 4 m Abstand von dieser Tafel folgende Übung: sie schwenken sanft und entspannt den Kopf von links nach rechts und wieder zurück und fokussieren dabei mit den Augen die Zeile, die sie gerade noch so entziffern können. Auch diese Übung sollte einige Male am Tag unter guten Lichtverhältnissen gemacht werden. Auf diese Weise soll nach Bates die Fähigkeit zur Akkomodation und zur Weitsicht trainiert werden.
So gibt es verschiedene Übungen für Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Stabsichtigkeit, dem so genannten Astigmatismus. Bei dieser Art der Sehschwäche verschwimmen übrigens sowohl nahe als auch ferne Distanzen vor dem Auge. Sie beruht auf einer Hornhautverkrümmung.
Beispiel Kurzsichtigkeit: der Unterschied zwischen „Myopie“ und „Pseudomyopie“
Kommen wir noch einmal kurz auf das Thema „Flexibilität“ der Augen zurück, oder Akkomodationsfähigkeit. Wenn Kinder bereits früh viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen und es versäumen, immer mal wieder längere Zeit entspannt in die Ferne zu blicken, stellt sich etwas ein, das wir als „Ziliarmuskelkrampf“ bezeichnen.
Dann kann das Auge nicht mehr „entspannt in die Ferne schweifen“, es entsteht der Eindruck einer Kurzsichtigkeit. Diese Kurzsichtigkeit wird als Pseudomyopie bezeichnet (Pseudo, aus dem Griechischen so viel wie „vorgetäuscht“ oder „Lüge“-, „falsch“-).
Dann passiert folgendes: die Betroffenen bekommen eine Brille verordnet – und die Länge des Auges passt sich an.
Einige Studien über einen längeren Zeitraum hinweg beschreiben, dass man die „echte“ Kurzsichtigkeit mit Konsequenz und Ausdauer gering korrigieren kann – zum Beispiel von 20/50 auf 20/40, was immerhin ein kleiner Teilerfolg ist. Die Pseudomyopie oder „falsche Kurzsichtigkeit“ hingegen ist jedoch unter günstigen Umständen vollständig korrigierbar – und zwar durch das wechselweise Tragen einer Brille für Weitsichtige! Dadurch wird die Spannung in den Augenmuskeln sozusagen zwangsweise korrigiert. Es ist ungefähr so, wie wenn eine Seite eines Muskels zu stark und die andere zu schwach ist und sich so Schmerzen einstellen. Dann trainiert man konsequent die zu schwache Seite und passt sie der starken an, und die Schmerzen verschwinden!
Aber auch für diesen Prozess sollte man einige Zeit einplanen.
Sehtrainer legen Wert auf gesunde Rahmenbedingungen!
Natürlich ist das Sehtraining nicht der einzige Schlüssel für eine Verbesserung der Sehkraft.
Auch das Umfeld muss stimmen: dies sollte vor allen Dingen für die Ernährung gelten. So wird empfohlen, viele dunkle Beeren und buntes Gemüse zu essen. Dieses vor allen Dingen wegen der sekundären Pflanzenstoffe, der „Anthocyane“ sowie der „Carotinoide“, die wichtig für die Erhaltung der Sehkraft sind. Darüber hinaus sind auch Vitamin C und Magnesium wichtig für unsere Augen: Vitamin C ist antioxidativ und sorgt für Kollagen vom Typ 1, Magnesium ist unser wichtigstes Mineral bei allen Stress- und Spannungszuständen und sorgt außerdem für eine verbesserte Durchblutung.
Sehtraining zur Korrektur von Sehschwäche ist umstritten. Allerdings kann es unabhängig von allen Erfahrungsberichten zumindest eine Sache leisten: es kann die notorische Verspannung von Nacken und natürlich auch Augen korrigieren und so zumindest einer Verschlechterung der Sehkraft entgegenwirken. Das allein ist bereits ein Grund, Sehtraining in den Tagesplan zu integrieren. Sollten sich die Augen auch noch verbessern, ist dies natürlich umso schöner! Garantiert werden kann es nach dem gegenwärtigen Stand der medizinischen, aber auch naturheilkundlichen Erkenntnisse allerdings (noch) nicht, außer bei der „Pseudomyopie“, einer Kurzsichtigkeit, die auf einer Verkrampfung der Augenmuskeln beruht!
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