Sodbrennen – eine Volkskrankheit, die (nicht nur) auf Stress zurückzuführen ist
Es ist noch gar nicht so lange her, da führte man Sodbrennen hauptsächlich oder ausschließlich auf Stress zurück. Mit einem Auge, das zur Seite nach den Ernährungsgewohnheiten schielte.
Heute hingegen weiß man, dass Sodbrennen die Folge einer Kombination von Problemen mit dem Verdauungstrakt, Stress, falsche Ernährung und Medikamenten ist. Man schätzt, dass mehr als ein Drittel aller Personen der westlichen Industrienationen mindestens einmal im Leben Sodbrennen am eigenen Leib erfahren hat.
Sodbrennen wird im englischen als „Heartburn“ übersetzt. Die Symptome von Sodbrennen können durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit denen eines Herzinfarkts haben, müssen dies aber nicht. Sie können sich als uncharakteristischer Druck hinter bzw. etwas unterhalb des Brustbeins äußern. Sodbrennen entsteht, indem Magensäure nach oben gedrückt wird und die Schleimhäute der Speiseröhre reizt. Dadurch entsteht ein brennendes, drückendes Gefühl, das sehr unangenehm sein kann. Tritt es öfter auf, wird die Schleimhaut der Speiseröhre gereizt bzw. sogar verätzt.
Das sind die wichtigsten Ursachen für Sodbrennen:
- Hektisches, schnelles essen, essen unter Stress
- Reizende Speisen: Süßes, Saures, Scharfes, Alkohol, Frittiertes, Fastfood, schlechte Fette
- Probleme mit der „Magenmotilität“: Verkrampfung des Magens, zu langer Verschluss des Magenpförtners
- Probleme mit der Magensäure – die übrigens in beide Richtungen gehen können! Zu viel Magensäure kann Sodbrennen verursachen, zu wenig Magensäure aber auch! Letzteres beispielsweise durch das lange „Liegen“ von eiweißreichen Speisen im Magen. Dadurch wird die Schleimhaut gereizt, Speisebrei mit Magensäure wird im Magen „nach oben gedrückt“, es kommt zu Sodbrennen
- Probleme mit dem Dünndarm: ein Leaky Gut Syndrom, ein „undichter Darm“ begünstigt Magenprobleme und Sodbrennen
- Die Einnahme von Medikamenten: als besonders problematisch wird die Einnahme von Schmerzmitteln wie Diclofenac oder Ibuprofen angesehen. Auch ASS kann mittel- bis langfristig Sodbrennen fördern
- Probleme mit der Darmflora: Sie verändert das Stoffwechselgefüge des gesamten Verdauungstrakts
- Psychischer Stress: er beeinträchtigt die Verdauungsfunktion
- fortgeschrittenes Lebensalter, Bindegewebsschwäche
- Zollinger-Ellison-Syndrom“: wenn das Hormon Gastrin in vermehrtem Maß gebildet wird
Sodbrennen: warum Protonenpumpenhemmer keine langfristige Lösung sind
Medizinisch gesehen werden bei Sodbrennen oft die so genannten Protonenpumpenhemmer verordnet. Das sind Medikamente, die im Magen die Säureproduktion herunter regulieren. Das Argument: wo weniger Säure ist, kann die Säure die Schleimhaut nicht reizen. Das Sodbrennen geht zurück.
Eine Zeit lang funktioniert das in aller Regel auch recht gut. Allerdings löst es die zu Grunde liegenden Probleme nicht, sondern schafft vielmehr neue. Denn die Magensäure hat ja einen Zweck: sie dient der Eiweißverdauung. Eiweiß wird in so genannte Polypeptide zerlegt, die dann von den Verdauungsenzymen der Bauchspeicheldrüse weiter aufgespalten werden, damit sie im Darm verdaut werden können. Fehlt dieser Verdauungsschritt, wird das Eiweiß nicht im Dünndarm aufgenommen und dem Körper zugeführt und wandert in den Dickdarm. Dort verändert es die Darmflora. Eine veränderte Darmflora jedoch verursacht im Körper Stress. Sie belastet die Leber mit Stoffwechselgiften, führt zu einer Trägheit der Peristaltik und verschärft das grundsätzliche Problem noch.
Wird der Protonenpumpenhemmer dann irgendwann abgesetzt, kommt es zu einem so genannten „Rebound-Effekt“: die Symptome kommen wieder, und zwar stärker als zuvor.
Übrigens: die Protonenpumpen, die vom Protonenpumpenhemmer gehemmt werden, regenerieren sich nicht wieder - der Magen muss neue bilden!
Sodbrennen: die Basis für eine Verbesserung ist die Umstellung von Gewohnheiten!
Es war schon immer so und ist auch im Zeitalter der Medizin noch genauso: eine vernünftige Therapie beginnt bei der Überprüfung von Gewohnheiten. Das betrifft natürlich zunächst das Essen. Das sind die Grundsätze für eine angepasste Ernährung bei Sodbrennen:
- Vermeiden Sie Zucker. Zucker beschwört eine Säureflut geradezu herauf
- Achten Sie peinlich auf die Fette, die Sie konsumieren: „Transfettsäuren“ (in Junkfood, in industriell verarbeiteter Nahrung, in Chips, in Popcorn, in Gebäck, in Margarine, in erhitzten Pflanzenölen) verschlechtern das Milieu im Dünndarm. Dadurch kommt es zu einem veränderten hormonellen Gefüge, welches wiederum den Magen reizen oder seine Funktionen lähmen kann
- Besonders wichtig: das Wie. Wie essen Sie? Kommen Sie vor jeder Mahlzeit erst einmal „runter“. Entspannen Sie sich. Kauen Sie langsam und gründlich. Lassen Sie sich Zeit beim Essen
- Sie sollten alles, was das Wörtchen „ZU“ enthält, vermeiden: zu scharf, zu süß, zu sauer, zu bitter, zu salzig
- Spülen Sie Ihr Essen nicht mit Getränken hinunter und vermeiden Sie Fruchtsäfte und Limonade / Cola. Trinken Sie zwischen den Mahlzeiten reichlich stilles Wasser, immer wieder mal zwischendrin ein Glas
- Vermeiden Sie Reiz- und Genussgifte: Tabak, Alkohol, Kaffee
Wichtig bei Sodbrennen: wann begannen die ersten Symptome?
Wenn Sodbrennen regelmäßig auftritt, ist es sehr wahrscheinlich, dass es auch ein „erstes Mal“ gab. Darüber sollte man sich klar werden und sich folgende Fragen stellen:
- Hatte ich zeitnah vor Beginn des Sodbrennens eine Krankheit oder einen Infekt?
- Habe ich zeitnah vor Beginn des Sodbrennens begonnen, bestimmte Medikamente einzunehmen (auch solche, die vordergründig gar nichts mit der Verdauung zu tun haben - selbst die Antibabypille kann, wenn auch selten, als Störfaktor infrage kommen)?
- Habe ich zeitnah vor Beginn des Sodbrennens meine Ernährung umgestellt, mit einer bestimmten Diät angefangen, bin in ein anderes Restaurant zum Essen gegangen oder habe den Arbeitsplatz gewechselt (Kantine)?
- Habe ich zeitnah vor Beginn des Sodbrennens Schmerzmittel einnehmen müssen?
- Habe ich zeitnah vor Beginn des Sodbrennens ein Essen nicht vertragen oder Verdauungsbeschwerden bekommen?
Warum sollte man sich diese Fragen stellen?
Nun, es ist so, dass biologische oder chemische Reize von Medikamenten oder von Erregern, aber auch von bestimmten Gewürzen den Hormonhaushalt und die Biochemie im Magen-Darm-Kanal verändern können. Sodbrennen kann tatsächlich die Folge eines Infekts sein! Wenn das Immunsystem einen Infekt nicht richtig bereinigt, kommt es zu Einseitigkeiten in den immunologischen Reaktionen. Das führt eventuell zu einer vermehrten Ausschüttung von Histamin, die wiederum über die so genannten „H2-Rezeptoren“ Magenprobleme verursachen.
Viele Medikamente reizen oder dämpfen die Nerven des Magen-Darm-Kanals. Selbst bei der Antibabypille habe ich solche Erscheinungen in der Praxis beobachtet: viele Arzneimittel können zu Sodbrennen führen - indirekt, auch wenn sie vordergründig nichts mit dem Magen oder dem Darm zu tun haben. Selbst bei der Einnahme von Psychopharmaka muss man hier nach den Rechten schauen!
Sodbrennen: diese Akutmaßnahmen helfen!
Personen mit regelrechten Sodbrennen-Attacken sind gut beraten, wenn Sie etwas für den Akutfall griffbereit haben. Den Anfall schnell beenden kann man mit einem basischen Salz: Natriumhydrogencarbonat, Bullrich’s Vitalsalz, aber auch Heilerde fein sind sehr gut geeignet, im Akutfall schnell Linderung zu verschaffen.
In leichteren Fällen hilft es schon, wenn man ein Glas stilles Wasser griffbereit hat. Es sollte möglichst handwarm oder körperwarm sein, damit der Magen durch die Kälte nicht gereizt wird.
Wenn es möglich ist, mit diesen Maßnahmen den Einsatz von Protonenpumpenhemmern zu ersetzen, ist das schon ein Riesenfortschritt. Meist lösen diese Maßnahmen aber das grundsätzliche Problem nicht.
Sodbrennen: auch an die anderen Verdauungsorgane und die Leber denken!
Wer Sodbrennen ursächlich beseitigen will, der sollte sich in seiner Therapie nicht allein auf den Magen konzentrieren. Diese Therapieschritte sollte man unbedingt ins Auge fassen, wenn man chronisch und langfristig an Sodbrennen leidet:
- die Darmflora sanieren: bestimmte Lactobacillus-Arten (z.B. Lactobacillus gasseri OLL2716) „trainieren“ die Dichtigkeit der Schleimhäute bei Sodbrennen insbesondere nach Antibiotika
- die Leber stärken: es ist egal, was zum Sodbrennen geführt hat. Dieses „Etwas“ belastet mit Sicherheit auch die Leber. Daher sollte man dieses wichtige Organ stärken, beispielsweise mit Mariendistel, Artischocke oder Bitterpräparaten wie „Heidelbergers Sieben-Stern-Kräuter-Pulver“
- eine histaminarme Ernährung anwenden. Falls Histamin das Problem ist und über H2-Rezeptoren einen Überschuss an Magensäure anregt, kann eine histaminarme Ernährung die Symptome bereits reduzieren
- schulmedizinisch sollte man es nicht versäumen, nach dem Helicobacter pylori zu fahnden und bei Bedarf eine entsprechende Therapie einzuleiten (nach der notwendigen Antibiotikatherapie wird in der Naturheilkunde mit nützlichen Darmbakterien, Antioxidantien und entgiftenden Mitteln behandelt)
- bei älteren Personen, vornehmlich ab dem 55. Lebensjahr, sollte man ein „Dumping-Syndrom“ abklären (fehlender Magenschlussreflex). Simpelste und wirkungsvollste Gegenmaßnahme: etwa 5-10 ml Zitronensaft unmittelbar nach der Mahlzeit im Munde einspeicheln und schlucken - dadurch wird der Magenschlussreflex trainiert.
- Sekundäre Pflanzenstoffe einnehmen: besonders Anthocyane und Tannine sind bei Sodbrennen positiv wirksam! Und nicht zuletzt:
- Mentaltraining für eine größere Stressresistenz inklusive Entspannungsübungen. Ein aufgrund von Stress dauerhaft erhöhter Muskeltonus entzieht dem Verdauungskanal Energie und erhöht damit das Risiko für Sodbrennen!
Bei Sodbrennen wirken die verordneten Protonenpumpenhemmer zwar lindernd, aber nicht heilend. Wenn man sie absetzt, sind die Beschwerden oft verstärkt (Rebound-Effekt). Basenpräparate verschaffen akut Linderung, beheben aber das grundsätzliche Problem nicht. Antioxidantien, eine Therapie von Leber und Darm, Probiotika, eventuell ein Entgiftung und eine Verbesserung der Stressresistenz sind ursächliche Maßnahmen bei Sodbrennen!
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