Trehalose – ist der Zuckerersatzstoff schädlich?

Trehalose

Die Lebensmittelindustrie ist immer wieder auf der Suche nach Ersatzstoffen für Zucker. Zucker gilt - zumal in großen Mengen - zu Recht als gesundheitsschädlich. Es stellt sich also immer wieder die Frage: wie kann man Nahrungsmitteln einen süßen Geschmack geben, ohne den Stoffwechsel allzu sehr zu belasten?

Die bis zu dieser Zeit gefundenen Antworten sind nicht immer unproblematisch. Beispiel künstliche Süßstoffe: Aspartam spaltet bei seiner Verdauung - wenn auch in geringen Mengen - Methanol ab, was das darmassoziierte Nervensystem irritieren kann. Sucralose (Splenda) hat in einer Untersuchung von 2008 zur Veränderung der Darmflora und des Milieus geführt. Süßstoffe stehen zudem im Ruf, den Insulinstoffwechsel zu stören: Sie sollen zu Heißhunger und Gewichtszunahme führen.

Und dann sind da noch die Zuckeraustauschstoffe bzw. Zuckeralkohole

Xylit, Mannit, Maltit – oder Trehalose. Trehalose ist ein Zucker, aber einer mit besonderen Eigenschaften. Trehalose wird auch als „Pilzzucker“ bezeichnet, kann im menschlichen Darm durch ein Enzym zu normaler Glukose abgebaut werden und gelangt auf diesem Wege gegenüber reiner Glukose deutlich verlangsamt in den Blutkreislauf - der Blutzuckerspiegel steigt deutlich langsamer an.

Trehalose hat ungefähr die Hälfte der Süßkraft von normalem Haushaltszucker. Allerdings sind es weder die Süßkraft noch die Geschwindigkeit, mit der es den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt, die Trehalose problematisch machen - es ist eine andere chemische Eigenschaft.

Trehalose macht bestimmte Bakterien besonders widerstandsfähig!

Trehalose hat die besondere Eigenschaft, dass es der Zellwand von bestimmten Bakterien eine besonders stabile Struktur verleiht. Das macht sie so widerstandsfähiger gegen verschiedene Umwelteinflüsse: Säure und extreme Kälte beispielsweise. Leider ist dies für den Menschen eine eher unangenehme Eigenschaft. Denn: Trehalose macht im menschlichen Darm eine bestimmte Spezies von Bakterien besonders stark: Clostridien.

Clostridien sind Bakterien, die im Darm unter bestimmten Umständen eine gefährliche Durchfallerkrankung auslösen können: die Clostridien-induzierte Colitis. Dieser Krankheit entsteht, sobald sich Clostridien auf Kosten anderer Darmbakterien ungehemmt ausbreiten können - beispielsweise nach einer Antibiotika-Therapie.

Und das führt zu einem Problem: zwei besondere Unterarten von Clostridium, RT027 und RT028, können die Trehalose als „Kraftstoff“ nutzen und dadurch besonders widerstandsfähig werden.

Da die Trehalose verschiedenen Fertig-Lebensmitteln zugesetzt wird, „profitieren“ Clostridien im Darm von diesem Kraftfutter. Dazu muss man sagen, dass Clostridien in den meisten menschlichen Därmen in geringer Anzahl vorhanden sind und für sich noch kein Problem darstellen.

Trehalose und Antibiotika-Therapie: eine unheilvolle Kombination

Das Problem entsteht erst, wenn die Konkurrenz der Clostridien, die normale Darmflora, aufgrund einer Krankheit oder einer Antibiotika-Therapie geschwächt wird. Bei regelmäßigem Konsum von Trehalose vermehren sich die Clostridien noch einmal deutlich ungehemmter, sobald eine Schwächung der übrigen Darmflora bzw. des Immunsystems vorliegt. Kommt es dann zu Clostridium-induziertem Durchfall, kann der Verlauf der Erkrankung wesentlich schwerwiegender sein, länger anhalten und unter Umständen zum Tode führen.

Laut einer Statistik sind in Deutschland im letzten Jahr rund 2000 Patienten an einer besonders schweren Clostridium-Infektion erkrankt, etwas mehr als 300 Patienten sind sogar an einer solchen Infektion gestorben. Da sich die oben genannten Unterarten von Clostridium mittlerweile auch in Deutschland ausbreiten, kann der Konsum von Trehalose die Neuinfektionen mit Clostridien unter Umständen vervielfachen!

Trehalose: wie damit umgehen?

Trehalose ist ein natürlicher Stoff. Es ist nicht anders als bei anderen Süßungsmitteln auch: der Mehrheit aller Personen macht der gelegentliche Genuss von geringen Mengen Trehalose nichts aus. Doch Menschen reagieren unterschiedlich sensibel auf Süßungsmittel, die den Darm zugeführt werden. Einige reagieren schon mit sehr geringen Mengen beispielsweise mit Blähungen und Durchfall. Das hat mit dem darmassoziierten Nervensystem zu tun. Eine Sensibilität des darmassoziierten Nervensystems mit entsprechenden Symptomen kann die Veränderung der Darmflora begünstigen. Kommt dann auch noch eine Krankheit bzw. eine Antibiotika-Behandlung hinzu, können Clostridien im Darm die Oberhand gewinnen.

Vorsicht mit den Süßungsmittel ist geboten bei folgenden Krankheitszuständen:

  • Reizdarm
  • Colitis ulcerosa
  • Morbus Crohn
  • Veränderungen der Darmflora
  • vorangegangene bzw. häufiger notwendige Antibiotika-Therapie
  • Zustände vegetativer Sensibilität
  • bereits nachgewiesene Helicobacter pylori-Infektionen
  • Einnahme von Medikamenten, die in irgendeiner Weise die Funktion des Verdauungstrakt beeinflussen, beispielsweise magensafthemmende Mittel

Der ideale Zustand wäre natürlich, Zucker und Süßungsmittel so stark zu reduzieren, dass sich der Geschmack sensibilisiert und man nur noch in einem geringen Maß auf die Süße angewiesen ist. Da ausnahmslos alle Süßungsmittel individuell negative Wirkungen entfalten können, der beste Kompromiss!

Mein Fazit

Es zeigt sich einmal mehr: Nichts auf der Welt gibt es vollkommen umsonst. Selbst ein relativ harmloses Süßungsmittel aus der Natur wie Trehalose kann individuell problematisch werden. Es stärkt bestimmte Clostridium-Stämme und kann bei einer Schwächung der natürlichen Schutzflora die Durchfallerkrankungen infolge von Clostridium-Infektion verstärken. Die Verbindung von den oben gelisteten Schwächen des Verdauungstrakts und Trehalose kann zur tickenden Zeitbombe werden. Wobei man ausdrücklich dazu sagen muss, dass dies nur für eine Minderheit der Bevölkerung gilt!

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