Magenschmerzen: Ursachen und Tipps

Magenschmerzen

Magenschmerzen sind ein weit verbreitetes Übel. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat schon einmal an Magenschmerzen gelitten. Ähnlich wie beim Thema „Reizdarm“ ist das Thema für rund 10% der Menschen der „westlichen Industrienationen“ ein Dauerbrenner – im wahrsten Wortsinne.

 

Die Ursachen für Magenschmerzen sind überraschend vielfältig!

In der medizinischen Lehrmeinung beschränkt sich das Thema Magenschmerzen zu 70 % auf „Magensäure“ (und alle Folgen davon). Ob Magenschleimhautentzündung oder Magengeschwür - wenn die Magensäure nicht schuld daran ist, dann ist es ein Bakterium mit dem Namen „Helicobacter pylori“.

Mit diesen beiden Kapiteln ist das Thema Magenschmerzen allerdings nicht annähernd abgedeckt. In der folgenden Aufzählung eine kurze Übersicht über die Ursachen von Magenschmerzen:

 

  • Zu viel Magensäure

  • Zu wenig Magensäure (!)

  • Helicobacter pylori (nur eine Art ist wirklich gefährlich)

  • Störungen der Magen-Motilität

  • vegetative Störungen

  • hormonelle Störungen

  • Ernährungsgewohnheiten (zu viel, zu schnell, zu süß, zu scharf, zu sauer, zu heiß oder zu kalt)

  • psychische Probleme / Stress

  • Schmerzmittel

  • Medikamenteneinnahme

  • Alkohol

  • Rauchen

  • Entzündungen, im gesamten Verdauungstrakt, Magengeschwür

  • starke Blähungen, Zwerchfellhochstand

  • Funktionsstörungen von Galle und Bauchspeicheldrüse

Zum Thema Magensäure lesen Sie Genaueres hier.

Das ist bei Befall mit Helicobacter pylori zu beachten

Viele Menschen haben Helicobacter pylori im Magen, ohne es zu wissen oder zu spüren. Meiner bisherigen Erfahrung nach sind paradoxerweise mehr Menschen mit zu wenig Magensäure betroffen als mit zu viel. Ich muss natürlich dazu sagen: ich rede hier von meinen Praxiserfahrungen. Im Querschnitt der Bevölkerung mag dies durchaus anders aussehen. Aber: nicht immer für eine Infektion mit Helicobacter pylori auch tatsächlich zu Magenschmerzen!

In der wissenschaftlichen Szene ist es strittig, ob eine Bekämpfung von Helicobacter pylori mit der Standardtherapie (Antibiotika und Protonenpumpenhemmer) bei funktionellen Magenschmerzen notwendig ist. Mehrere Studien kommen unabhängig voneinander zu dem Ergebnis, dass bei funktionellen Magenbeschwerden die Nachteile einer so genannten „Eradikation“ die Vorteile überwiegen. Bei den folgenden Symptomen sollte man keine Antibiotika und Protonenpumpenhemmer einnehmen:

 

  • Druck im Oberbauch / Aufblähung im Oberbauch

  • länger anhaltendes Völlegefühl

  • leichte Übelkeit

  • häufiges Aufstoßen

Eine Helicobacter-pylori-Eradikation wird bei folgenden Symptomen dringend empfohlen:

 

  • Schmerzen im Oberbauch

  • länger anhaltende Erschöpfungszustände

  • chronisches Sodbrennen mit Reizung der Speiseröhre

  • häufiges bzw. regelmäßiges Erbrechen

  • Magengeschwüre und Zwölffingerdarmgeschwüre

  • Durchfall (wenn keine anderen Ursachen vorliegen!)

  • Blutarmut

  • chronischer bzw. langanhaltender Mundgeruch, der durch gründliche Mundhygiene nicht beseitigt werden kann (eventuell auch die Folge von zu wenig Magensäure)

Bei funktionellen Magenschmerzen, die ein gewisses Maß nicht übersteigen und gleichzeitiger Helicobacter pylori-Infektion helfen die folgenden natürlichen Substanzen:

 

  • Ascorbinsäure

  • Tocotrienol (biologisch aktives Vitamin E)

  • das Harz des Mastixbaums (Pistacia lentiscus) „Mastic gum“

  • Manuka-Honig

  • Sulforaphan (natürliche Schwefelverbindungen, zum Beispiel in Knoblauch)

  • sekundäre Pflanzenstoffe aus grünem Tee („Epigallocatechingallat“)

  • Süßholzwurzel

  • Schwarzkümmelöl

Magenschmerzen durch Stress: was ist zu tun?

Irgendein Arzt soll einmal gesagt haben: mit der Entwicklung von Helicobacter pylori sind psychische Ursachen für Magenschmerzen kein Thema mehr. Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Es gibt heutzutage viele Einflüsse, direkt oder indirekt auf das psychische Befinden nehmen und den Magen belasten können. In der Psychosomatik spielt bei Magenschmerzen oft das Thema „Ärger herunterschlucken“ eine große Rolle. Da ich selbst ein psychisches sensibler Mensch bin, habe ich bei Magenbeschwerden gute Erfahrungen gemacht damit, Stress durch intensive Bewegung (Boxen, schlagen) abzubauen. Ich pflege meinen Patienten diesbezüglich immer folgendes vorzuschlagen:

 

„Gehen Sie in den Wald, nehmen Sie ein Aststück oder einen Knüppel in die Hand und dreschen auf den Boden und die Bäume ein. Den Bäumen und dem Waldboden tut es nicht weh, und Sie fühlen sich leichter!“

Magenschmerzen durch Schmerzmittel?

Dies ist leider häufig der Fall und immer wieder werde ich gefragt, was man tun kann. Erste Maßnahme ist natürlich, der Ursache des Schmerzes auf den Grund zu gehen und die Schmerzmittel absetzen zu können. Aber selbst dann dauert es häufig noch eine ganze Weile, bis die Magenschmerzen besser werden. Die meisten Schmerzmittel hemmen in der Schleimhaut der Verdauung einen Faktor, der sich „Prostaglandin E2“ nennt. Dieser Faktor jedoch trägt zur Abdichtung und zur Widerstandsfähigkeit der Schleimhaut bei - auch des Magens. Um diesen Faktor erneut zu aktivieren, reicht das Absetzen des Schmerzmittels nicht aus. Essenzielle Fettsäuren regen die erneute Bildung dieses Faktors an, und zwar

 

  • Gamma-Linolensäure (eine Omega-6-Fettsäure), z.B. in Borretschsamenöl

  • langkettige Omega-3-Fettsäuren, zum Beispiel in Fischöl

Man sollte täglich über einen Zeitraum von mindestens ein Vierteljahr mindestens 2 g der Ersteren und 4 g der Letzteren einnehmen, um diesen Prozess ausreichend anzuregen. Dabei ist es wichtig, dies zeitlich zu trennen: nehmen Sie die Omega-6-Fettsäuren zum Frühstück ein und die Omega-3-Fettsäuren zum Abendessen!

Magenschmerzen aufgrund von Motilitätsstörungen und durch hormonelle Probleme

Dies ist ein stark unterschätztes Thema - auch in der Naturheilkunde! Wenn ich die Zahl der Patienten schätzen müsste, die aufgrund von hormonellen Problemen an Magenschmerzen leiden, komme ich bei mir in den oberen dreistelligen Bereich. Die häufigsten Ursachen für Störungen der Magenbewegung und Magenschmerzen liegt im weiblichen Zyklus begründet. Viele betroffene Frauen berichten, dass entweder vor oder während der Tage die Beschwerden schlechter werden, danach und während der fruchtbaren Zeit hingegen besser.

 

Außerhalb der Homöopathie habe ich bei diesem Beschwerdebild recht gute Erfahrungen mit Basilikum-Tinktur gemacht. Je vegetative labiler jemand ist, umso vorsichtiger sollte man mit der Dosierung sein. Das kann soweit gehen, dass nur etwa alle drei Tage ein oder zwei Tropfen der Tinktur genommen werden dürfen - idealerweise in lauwarmem Wasser!

Magenschmerzen: was sollte man in jedem Fall beachten?

Egal ob funktionell oder organisch: es gibt einige Grundregeln bei Magenschmerzen, die vielen Betroffenen helfen. Es gibt auch hier keine Lösung, die für jeden gleichermaßen gültig ist. Sollte Sie jedoch von Magenschmerzen betroffen sein, halten Sie sich an folgende Grundregeln:

 

  • Reduzieren Sie Koffein bzw. lassen Sie es am besten ganz weg

  • Essen Sie Ihre Speisen warm, aber nicht sehr heiß oder sehr kalt. Lassen Sie alles, was Sie essen ein wenig abkühlen

  • Würzen Sie vorsichtig: benutzen Sie nur moderate Mengen Salz und ansonsten hauptsächlich klassische mediterrane Gewürzkräuter: Basilikum, Oregano, Majoran, Thymian, Rosmarin. Vermeiden Sie Gewürze auf der Basis von Nachtschattengewächsen (Peperoni, Cayennepfeffer, Paprikapulver, Chili)

  • Nehmen Sie sich Zeit zum Essen! Kauen Sie gründlich!

  • Vermeiden Sie Alkohol. Reduzieren Sie Zucker deutlich, und der gegebenen Umständen auf Null.

  • Überprüfen Sie Ihre Reaktionen auf Essen:

    • sollte Sie auf reizende Substanzen wie Zucker, Salz, scharfe Nahrungsmittel und Alkohol sowie Koffein mit verstärkten Magenschmerzen reagieren und besonders stark Probleme mit nüchternem Magen haben, haben Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zu viel Magensäure

    • sollten die Beschwerden sich vor allen Dingen nach reichhaltigem Essen mit viel Eiweiß einstellen und für sehr lange Zeit Druck und Völlegefühl im Oberbauch vorherrschen, haben Sie sehr wahrscheinlich Probleme mit zu wenig Magensäure. Achten Sie vor allen Dingen auf diese Beschwerden, falls Sie Omeprazol oder Pantoprazol einnehmen!

  • Trinken Sie Wasser, Kräutertee und grünen Tee - vermeiden Sie neben Alkohol und Koffein auch Fruchtsäfte, Limonade, Cola.

  • Thema Milch: nach meinem Dafürhalten lindert Milch nur kurzfristig die Magenschmerzen. Ich halte Milch nicht für geeignet, Magenschmerzen zu behandeln. Viele meiner Patienten fahren besser damit, Milchprodukte zu reduzieren oder sie ganz wegzulassen

  • Trinken Sie eine halbe Stunde vor und eine ganze Stunde nach dem Essen möglichst nichts. Trinken Sie auch während des Essens nichts. Es hilft Ihnen, sich auf das Kauen zu konzentrieren, was den Magen entlastet und das vegetative Nervensystem koordiniert!

  • Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, ob Ihre Magenschmerzen möglicherweise von Medikamenten kommen können, die Sie einnehmen. Finden Sie Alternativen!

Mein Fazit

„Zu viel Magensäure“ und „Helicobacter pylori“? Ganz so einfach ist es dann doch nicht mit Magenschmerzen. Magenschmerzen sind ein facettenreiches Thema. Die angeblich aus medizinischer Sicht gefährlichsten Ursachen sind häufig nicht einmal der Hauptgrund, warum Sie Magenschmerzen haben. Organische Magenkrankheiten müssen natürlich behandelt werden. Die Naturheilkunde kann hier in jedem Fall begleitend eingesetzt werden. Überraschend häufig spielen auch Hormone und eine Motilitätsstörung eine Rolle bei Magenschmerzen. Auch das Thema zu wenig Magensäure sollte heutzutage nicht unterschätzt werden!

 

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